Halbzeit beim Bau von Österreichs erstem Supergrätzl

© katapult

Ein Hauch von Barcelona zieht schon bald durch Favoriten: Nach Abschluss der ersten Bauphase im Dezember 2024 nimmt das Pilotprojekt bereits deutlich Gestalt an. Durch Verkehrsberuhigung und viel Begrünung wird das Grätzl zu einem „urbanen Wohnzimmer“ umgestaltet. Vorbild sind die sogenannten Superblocks in Barcelona, die durch Unterbindung des Durchzugsverkehrs mehr Platz für Menschen und Begrünungsmaßnahmen bieten.

Das Pilotprojekt in Wien Favoriten gibt bereits heute einen Vorgeschmack auf das Grätzl von morgen. Bunte und kühle Freiräume anstelle stark befahrener Verkehrsachsen: Das ist die Idee hinter dem Supergrätzl. Das Viertel zwischen Quellenstraße, Gudrunstraße, Leebgasse und Neilreichgasse war bislang stark von Hitze belastet und benötigte Maßnahmen zur Kühlung. Es ist zudem dicht besiedelt und verfügte vor Beginn der Transformation kaum über Freiräume im direkten Wohnumfeld. Auf Basis einer räumlichen und verkehrlichen Analyse wurde daher ein innovatives Freiraum- und Verkehrskonzept für das Gebiet entwickelt. Das Supergrätzl Favoriten soll auch als Lernumgebung fungieren und standardisierte Prozesse für eine effiziente Durchführung künftiger Projekte ermöglichen. 

Die Umgestaltung wird voraussichtlich im Herbst 2025 abgeschlossen sein.

Ortsplan am Tisch. Vier Personen um einen Tisch stehend. 2 Zeigen auf eine Position am Plan.
© Stadt Wien / Gerd Götzenbrucker

Bauliche Umgestaltung folgte auf Pilotphase und breiten Bürger:innendialog

Nach einem lebendigen Austausch mit den Bewohner:innen des Grätzls und anschließenden Detailplanungen wurde 2022 die neue Verkehrsorganisation in einer Pilotphase erstmals getestet: Einbahnen wurden umgedreht, farbliche Bodenmarkierungen angebracht und neue Aufenthaltsräume im Freien geschaffen. In den Sommermonaten 2022 und 2023 gab es außerdem ein buntes Programm für Anrainer:innen und Interessierte. Sie konnten ihre Wünsche und Vorstellungen für das Supergrätzl übermitteln und das Vorhaben der Stadt live vor Ort testen. Was gut ankam, wird nun dauerhaft umgesetzt. 

Weniger Verkehr, mehr Platz für Lebensqualität

Kern der Transformation eines herkömmlichen Grätzls zu einem Supergrätzl ist die vollständige Unterbindung des Durchzugsverkehrs. So wird etwa mit sogenannten Diagonalfiltern der Autoverkehr an den Kreuzungen im Supergrätzl wieder auf die umliegenden Straßenzüge abgeleitet. Zufahren bleibt aber weiterhin möglich. Auch Hauseingänge und Garageneinfahrten bleiben für Bewohner:innen und Besucher:innen sowie für Service- und Einsatzfahrzeuge weiterhin erreichbar. Bestehende Ladezonen und Stellplätze für Menschen mit Behinderung bleiben ebenfalls erhalten. Für die Anrainer:innen werden durch die neue Verkehrsorganisation zusätzliche Begegnungsorte mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. So entstehen etwa in den Kreuzungsbereichen 17 neue Mikrofreiräume, die zum Verweilen und die kleinsten Bewohner:innen auch zum Spielen einladen. Auch vor Kindergärten schaffen verbreiterte Gehsteigbereiche mehr Platz und Sicherheit. 

Das Supergrätzl wird fahrradfreundlich 

Schon seit der Pilotphase ist im Supergrätzl das Radfahren gegen die Einbahn möglich. So wird das Grätzl als „fahrradfreundliche Insel“ zu einer angenehmen Ausweichroute zu den vielbefahrenen Straßen am Rand des Gebiets. 

Bäume, Grünflächen und Kühlungsmaßnahmen bringen Schatten und kühle Temperaturen

Neben den bestehenden 47 Bäumen, sorgen künftig gleich 66 zusätzliche Bäume und ganze 94 Grünflächen für jede Menge Begrünung in den bisher stark versiegelten Straßenzügen und versprechen deutliche Abkühlung in der heißen Jahreszeit. Der Kernbereich des Projekts rund um die Mittelschule Herzgasse wird in einer zweiten Bauphase in eine permanent gestaltete Fußgängerzone umgewandelt. Damit entsteht viel Raum für Begrünungs- und Kühlungsmaßnahmen, wie Vernebelungsanlagen und Wasserspiele, die die Aufenthalts- und Lebensqualität im Grätzl deutlich erhöhen. Die entsiegelte Oberfläche wird mit einer hellen Pflasterung versehen, die sich vor allem in den Sommermonaten weniger stark aufheizt.

Visualisierung Supergrätzl. Zu sehen ist ein Gebäude von dessen Ecke rechts und links Wege sind auf denen viele Bäume und Pflanzbeete angelegt sind. Manche sind mit Beton abgetrennt und Holzbänke darauf montiert. Der Boden ist grau gepflastert und zum Teil in roter Farbe markiert. An einer Stelle spritzt Wasser aus dem Boden. Die Visualisierung wird durchgängig mit Personen die sich in der Szenerie aufhalten unterstützt.
© Stadt Wien/EGKK Landschaftsarchitektur

Kernzone: Rendering mit Blick auf die adaptierte Erlachgasse und die neue Fußgänger:innen-Zone Herzgasse.

Die Akteur:innen bei der Bürger:innenveranstaltung
© Stadt Wien/EGKK Landschaftsarchitektur

Kernzone: Rendering der Neugestaltung der Pernersdorfergasse.

Zweite Bauphase startet im Frühjahr 2025

Die Umbauarbeiten finden in zwei Bauphasen statt: Die erste Bauphase wurde mit Oktober 2023 gestartet und im Dezember 2024 abgeschlossen. Der Bau der zweiten Bauphase, rund um die Mittelschule Herzgasse, folgt im Frühjahr 2025. Voraussichtlich im Herbst 2025 wird der Bau des ersten Supergrätzls abgeschlossen sein. Das Pilotprojekt in Favoriten wird nach Umsetzung evaluiert, die Ergebnisse werden Grundlage für weitere Entscheidungen in Sachen Supergrätzl sein. 

Links:

  1. Willkommen im Supergrätzl Favoriten Flyer an alle Haushalte im Grätzl (Download pdf 3,5 MB)
  2. Supergrätzl Favoriten  Projekthomepage der Stadt Wien

Weitere Eindrücke aus dem Supergrätzl aus der ersten Bauphase

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© Stadt Wien / Gerd Götzenbrucker
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© Stadt Wien / Gerd Götzenbrucker
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© MA 28 / Christian Fürthner
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© MA 28 / Christian Fürthner
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© Stadt Wien / Gerd Götzenbrucker