Auf zu neuen Ufern: Werkstatt-Tag zu Schallmoos im „Smart City Science Lab“.

Abgeschottet wie eine Insel sei der Salzburger Stadtteil Schallmoos, hieß es beim Werkstatt-Tag im Rahmen des Formats „Smart City Science Lab. Forschung trifft Praxis” der Stadt Salzburg. Wie sich das ändern soll und welche Zwischenergebnisse in den zwei Jahren Projektlaufzeit entwickelt wurden, besprachen und diskutierten die Beteiligten bei einem Treffen vor Ort.

Im Salzburger Stadtteil Schallmoos stehen „Achsen der Aktiven Mobilität” im Fokus. Das heißt, attraktive Räume schaffen für mehr Fußgeher:innen, mehr Radverkehr, für Flanierende und alle, die ohne Auto schnell von A nach B kommen wollen.

Das „Smart City Science Lab” fand in einem Salzburger Kulturraum statt. Der lockere Rahmen bot ideale Gelegenheit zum Kennenlernen sowie ergebnisreichen, inspirierenden Austausch des gesamten Projektteams. Mit dabei war eine breite Palette an Stakeholdern: vom Salzburger Verkehrsverbund, dem Mobilitätslabor zukunftswege.at bis zur Stadt Salzburg, unter anderem auch die Stadträtin für Planungswesen Anna Schiester sowie das Research Studio iSPACE der RSA FG und das Amt für Stadtplanung und Verkehr in Salzburg, die gemeinsam für das Projekt Schallmoos verantwortlich zeichnen.

Vielfältige Impulsreferate eröffneten ein breites Sichtfeld auf das Pilotprojekt. Aus dem Trans|formator:in-Team gab Günter Gruber von iSPACE einen generellen Überblick. Clara Linsmeier von Raumposition ermöglichte Einblicke in den aktuellen Stand des Piloten St. Pölten, welcher sich ebenfalls mit Achsen der aktiven Mobilität im Forschungsprojekt befasst. Michael Bauer vom Trans|formator:in-Projektpartner Katapult brachte die Bedeutung der „Seele von Schallmoos“ zum Ausdruck und welche entscheidende Rolle diese „Schallmooser Stadtkultur“ als Ausgangspunkt für sämtliche Entscheidungen und Entwicklungsausprägungen spielen könnte.

Wie sich Schallmoos entwickeln kann

Schallmoos von oben: Hier wird die Eingrenzung durch die Schienen deutlich. ©iSPACE

Die Lage von Schallmoos, umgeben von Bahngleisen und Hauptstraßen, schneidet das Gebiet vom Rest der Stadt förmlich ab. Auch die öffentliche Anbindung ist ausbaufähig. Das will das Projektkonsortium ändern.

Schallmoos ist zudem geprägt von seiner Heterogenität. Das macht das Gebiet schwer zu fassen und – zu einer interessanten Planungsregion mit großem Entwicklungspotenzial.

Folgende Fokusräume wurden identifiziert: Die Achse des Öffentlichen Verkehrs zwischen Lastenstraße und Schwabenwirtsbrücke soll gestärkt werden – unter anderem durch “Mobility Hubs”– zur Förderung des Umstiegs auf den Umweltverbund, gleichzeitig wird der Anschluss an die restliche Stadt Salzburg verstärkt.

Außerdem plant die Stadt ein stadtteilübergreifendes Radprojekt: Die sogenannte Radspange soll mit zwei Brückenbauwerken über die Gleisanlagen im Osten als auch im Westen die Insellage aufbrechen.

Strategische Ziele für Schallmoos

  • Stärkung Umweltverbund und dessen Zugänglichkeit
  • Klimawandelanpassung und Freiraumqualität
  • Nachverdichtung und Nutzungsmischung
  • Multimodale Knoten (Regionalbus-Bhf.) und Achsen (Grünes Netz)

„Wir wollen die Radspange als neue, lebendige Achse mit Zentrumsfunktion etablieren. Hier geht man gerne zu Fuß, hier fährt man gerne mit dem Rad“, zitiert Josef Reithofer vom Amt für Stadtplanung und Verkehr aus der „Zukunftsvision zur Gestaltung eines attraktiven Umfelds der Radspange“. Ein Ort, wo gewohnt, gearbeitet, eingekauft und die Freizeit verbracht wird, dank Arbeitsmöglichkeiten, Wohnflächen, Handel und Gastronomie.

Bunte Quartiersvielfalt mit viel Grün

Die Stadt Salzburg plant in Schallmoos nicht nur die Etablierung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes, sondern auch neue Ansätze in der Quartiersentwicklung. Die Lebensqualität soll gesteigert werden, öffentliche Freiräume, Erdgeschosszonen und Mischnutzung zwischen Wohnen und Arbeiten an Attraktivität gewinnen.

© Polito

So zeigt sich der Potenzialraum Schallmoos einstweilen noch.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Steigerung des Grünanteils im Stadtteil, Klimasensibilität ist das Schlagwort: Bäume haben Priorität, für sie soll Platz geschaffen werden, ebenso wie für den Umweltverbund und für Freiflächen, die zum Verweilen einladen. „Wir wollen die Grünflächenzahl in Salzburg umsetzen, vielfältige Freiraumangebote schaffen und Bestandsbäume im Quartier auch im Transformationsprozess erhalten”, sagt Cristina Polito von der Stadt Salzburg.

Analysen mit Geoinformationsdaten

Die Grundlage bildete eine gründliche Bestandsanalyse. Auf Basis der Geoinformationsdaten des Research Studios iSPACE konnten Fragen zu vorhandenen Nachverdichtungspotenzialen behandelt werden: welche Potenziale durch eine Erhöhung der Baudichte entstehen können, wie die Standortqualität auf Basis von Erreichbarkeiten zu bewerten ist und welcher Fokusraum sich für eine genauere Betrachtung und Transformation anbietet.

Dabei konnte das komplexe Zusammenspiel vielfältiger Faktoren abgebildet werden: Innenentwicklung und Umstrukturierung, Szenarien für Mobility Hubs zur Unterstützung der Achsen des Öffentlichen Verkehrs und einer attraktiven Freiraum- und Straßengestaltung, um die aktive Mobilität zu fördern.

©iSPACE

Strukturierung des Potentialraums mit der Transformationsfläche, Verkehrswegen und Haltestellen in Schallmoos sowie der geplanten Nordspange, die auch Radspange genannt wird.

Szenarien mit 3D-Zwilling

Die verschiedenen städtebaulichen Szenarien haben die iSPACE-Researcher in einer interaktiven 3D-Visualisierung umgesetzt. Vom Bestand über Nachverdichtung und Aufzonierung bis hin zu einem konkreten Planungsszenario eines Teilgebiets.

Dabei wurden vielfältige Indikatoren hinterlegt, beispielsweise wie viele Personen momentan in einem Bereich wohnen und arbeiten. Und im Vergleich dazu, wie sich diese Zahlen entwickeln, wenn verschiedene Projekte umgesetzt werden.

iSPACE-Researcher Wolfgang Spitzer: “Ein datengetriebener Überblick über den Stadtteil gibt wesentliche Auskünfte darüber, welche Entwicklungsmöglichkeiten im Gebiet bestehen. Durch eine 3D-Visualisierung lassen sich Auswirkungen von Maßnahmen konkret aufzeigen und simulieren.”

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©iSPACE

Bestandsgebäude eines potenziellen Entwicklungsgebiets entlang der Nordspange.

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©iSPACE

Theoretische Nachverdichtungspotenziale in Schallmoos.

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©iSPACE

Städtebauliches Planungsszenario zur kurzfristigen Schaffung neuer Wohn- und Geschäftsflächen inkl. Straßen- und Grünraumgestaltung.

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©iSPACE

Langfristige Vision unter markanter Erhöhung der baulichen Dichte.

Gerade in großen Projekten wie Schallmoos braucht es den Austausch zwischen den Partner:innen sowie Verwaltung und Politik, wofür der Werkstatt-Tag in Form des Smart City Science Labs einen idealen Rahmen bot.  Planungsstadträtin Schiester fasst zusammen: “Der Werkstatt-Tag kann als Kick-off für die Transformation des Stadtteils gesehen werden. Die Besonderheiten von Schallmoos sollen als Ausgangspunkt dienen und auf dieser Basis Entwicklungen bzw. Maßnahmen erfolgen, um Transformation auf die Straße, in den Grünraum, in Gebäude und ins Leben zu bringen.”

Um sich von dem Gehörten des Werkstatt-Tags auch vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, radelten die Teilnehmenden abschließend gemeinsam durch Schallmoos und sammelten Eindrücke aus dem Pilotgebiet.

© iSPACE

Josef Reithofer vermittelte die vielfältigen Seiten des Stadtteils Schallmoos.

Das Pilotprojekt Schallmoos im Rahmen der Trans|formator:in läuft noch zwei Jahre. Weitere Austauschtreffen und Weichenstellungen dieses bedeutsamen Stadtentwicklungsprojektes werden wohl noch aufhorchen lassen.