Trans|formator:in goes Hansestadt – Buddyprogramm-Exkursion nach Bremen

Radgruppe fährt sanft eine Brücke auf einem 2 Richtungsradweg hinauf. Strahlender Sonnenschein. Tiefer Sonnenstand
© stadtland, Martin Aufhauser

Nach der sehr erfolgreichen ersten Exkursion im Rahmen des Buddy-Programms nach Maribor (SLO) im November ging es am 19. und 20. März 2025 in die Freie Hansestadt Bremen. Die Teilnehmer:innen erwartete ein abwechslungsreiches Programm voller spannender Inputs, Diskussionen mit Politik und Verwaltung sowie Vor-Ort-Besichtigungen. Im Fokus standen neben der Radmobilität auch die Themen Sharing Mobility, Parkraumbewirtschaftung und MaaS-Dienstleistungen.

Unter Leitung und Moderation von Felix von der Lieth und Thomas Kirpal (Stadtverwaltung Bremen) sowie Michael Glotz-Richter (Glotz-Richter Consult) wurden am ersten Exkursionstag Mobilitätsinitiativen und Transformationsprojekte in Bremen vorstellt. Gunnar Polzin, Leiter der Verkehrsabteilung der Hansestadt, stellte in einem kurzen Impulsvortrag die wichtigsten mobilitätsbezogenen Konzepte und Strategien sowie laufende und abgeschlossene Großprojekte vor, darunter die Umgestaltung des Wallrings, die Transformation der Martinistraße und das Rad-Modellquartier Alte Neustadt. Sandra Reinert, Referentin im Bereich Nahmobilität, lieferte einen kompakten Input zum Thema Fußverkehrs-Checks in Bremen.

Radexkursion zu Bremens spannendsten Vorzeigeprojekten

Im Zuge einer Fahrradexkursion erhielten die Teilnehmenden aus Österreich (Pilot- und Buddygemeinden sowie Personen aus dem Trans|formator:in-Projektteam) einen Vor-Ort-Einblick in die wichtigsten Umgestaltungsprojekte der letzten Jahre. Zunächst ging es über die 2023 fertiggestellte „Fahrrad-Premiumroute“ am Wallring am Zentrum entlang, bevor die Exkursionsgruppe von Planerin Meike Jäcke im Projektgebiet an der Dechanatstraße empfangen wurde. Hier soll bis Ende des Jahres ein Schwammstadt-Projekt mit Tiefbeeten und Rigolen zur Vor-Ort-Versickerung von Regenwasser umgesetzt werden. Mit dem Fahrrad ging es nun weiter in die Alte Neustadt, wo ein Fahrradmodellquartier mit der ersten Fahrradzone Deutschlands, ein flächiger Verbund mehrerer Fahrradstraßen, umgesetzt wurde.

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Befahrung des „Fahrrad-Modellquartiers“ in der Alten Neustadt

Am Nachmittag wurde den Exkursionsteilnehmer:innen von Lutz Schmauder-Fasel vom ASV (Amt für Straßen und Verkehr) das Radwegprojekt am Osterdamm entlang der Weser vorgestellt, das Teil der überregional geplanten „Fahrrad-Premiumroute 1“ ist. Der Radweg weist nahezu durchgängig eine Breite von mindestens 4 Metern auf, wofür eine Verlagerung des ruhenden Verkehrs auf die Fahrbahn umgesetzt wurde. Die bestehenden Grünanlagen und Bäume am Osterdeich wurden gestalterisch integriert.

Car-Sharing als Erfolgsmodell

Der Planer Michael Glotz-Richter stellte anhand der sogenannten „Mobilpunkte“ und „Mobilpünktchen“ das Car-Sharing-System Bremens vor, welches schrittweise ab 1990 etabliert wurde. Mit den ersten öffentlichen Stationen im Jahr 2023 war die Hansestadt eine internationale Vorreiterin beim Thema Car-Sharing. Heute verfügt Bremen über ca. 500 stationsgebundene und 200 frei verfügbare Fahrzeuge („Free Floating“). Den Abschluss von Exkursionstag 1 machte eine Befahrung des Viertels „Östliche Vorstadt“, wo im Rahmen des Projektes „SUNRISE“ diverse Transformationsmaßnahmen umgesetzt wurden – unter anderem zur Eindämmung des in Bremen verbreiteten Problems des aufgesetzten Gehsteigparkens von Kfz.

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Vorstellung des Projektes „Fahrrad-Premiumroute Osterdeich“

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Besichtigung des Sharing-Systems und der „Mobilpunkte“

Achim: Die Mobilität der Zukunft im Stadtumland

Der zweite Programmtag führte die Exkursionsgruppe nach Achim, eine Stadt mit rund 30.000 Einwohner:innen östlich von Bremen. Nach einer kurzen Zugfahrt ging es von Mahndorf im Westen der Hansestadt über die Landesgrenze ins Gemeindegebiet von Achim. Erneut waren die Exkursionsteilnehmenden auf Fahrrädern unterwegs und besichtigten jenes Gebiet, in dem im Laufe des kommenden Jahres ein Teil der überregionalen „Fahrrad-Premiumroute 1“ entstehen soll. Der Abschnitt zwischen Bremen und Achim ist noch in Planung, während ein großer Teil weiter östlich bereits umgesetzt ist. In Achim angekommen, stellten Stefan Schuster und Stefanie Schleef aus der Stadtverwaltung Achim die Mobilitätsstation am Bahnhof vor, welche neben einer Park&Ride-Anlage auch eine appgesteuert zugängliche Fahrradparkgarage enthält. Außerdem stehen Bike- und Car-Sharing Angebote zur Verfügung, welche teilweise auch in Kooperation mit Unternehmen im Gewerbegebiet Achim betrieben werden. Einige dieser Betriebe wurden im Vorbeifahren oder vor Ort besichtigt, unter anderem ein großes Amazon-Versandlager und ein Montagestandort der Firma Zeppelin Power Systems, der sich im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements engagiert. Anschließend hatten die Teilnehmer:innen aus den Pilot- und Buddygemeinden der Trans|formator:in die Gelegenheit, den bereits fertiggestellten Teil der Fahrrad-Premiumroute 1 zu befahren. Die Route ist durchgängig 4 Meter breit und verfügt über ein intelligentes Beleuchtungssystem, das in der Nacht nicht befahrene Bereiche auf rund 10 bis 20 % der Lichtleistung dimmt.

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Befahrung der geplanten „Fahrrad-Premiumroute 1“ im noch nicht gebauten Abschnitt an der Grenze Bremen-Achim

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Vorstellung der Mobilitätsstation am Bahnhof Achim durch Vertreter:innen der Stadtverwaltung und des Kommunalverbandes

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Befahrung der „Fahrrad-Premiumroute 1“ bei Achim

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Betriebsführung beim Motoren- und Antriebssystemhersteller Zeppelin Power Systems

Am Nachmittag wurde die Exkursionsgruppe im Rathaus der Stadt Achim von Bürgermeister Rainer Ditzmann und Medienvertreter:innen empfangen. Nach kurzen Impulsvorträgen von Vertreter:innen der Stadt Achim, der Gemeindekooperation „AZWEIO“ und des Kommunalverbandes Niedersachsen-Bremen (Lennart Kersting) gab es die Gelegenheit, Fragen zum Projekt der Fahrrad-Premiumroute sowie zur geplanten MaaS-App – einer Erweiterung der bestehenden Fahrrad-Park-App – zu stellen. Es wurde angeregt über Fördermodalitäten, Finanzierungsmodelle und Kommunikationskonzepte zu Fahrradmobilität diskutiert.

Austausch zwischen Bremen und Wien

Den Abschluss der zweitägigen Exkursion machte eine öffentliche Diskussionsveranstaltung am Abend des 20.03. unter dem Titel „Straßenraum im Wandel – Grätzl trifft Viertel“. Dabei kamen die Exkursionsgruppe, Vertreter:innen der Stadtverwaltung und interessierte Bremer:innen zusammen, um über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Städte, Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Umgestaltung öffentlicher Mobilitätsräume zu diskutieren.

© stadtland, Martin Aufhauser

Öffentliche Diskussionsveranstaltung im Alten Fundamt Bremen

Unsere Kollegin Barbara Laa stellte das Projekt Trans|formator:in vor und Michael Glotz-Richter zog in einem interaktiven Impulsvortrag einen Vergleich zwischen den Herangehensweisen und Umsetzungsqualitäten in der Transformation öffentlicher Räume in Bremen und Wien. Besonders intensiv diskutiert wurde das flächendeckende Wiener Parkpickerl, welches in Bremen als Musterbeispiel für gelungene Parkraumbewirtschaftung wahrgenommen wird. Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass die Stadt Bremen im Bereich der Sharing Mobility und insbesondere beim Car-Sharing ein Vorreiter ist. Die Stadt Wien kann hier von der Kontinuität im Betrieb im stationsgebundenen  System lernen. Anhand der Projekte „Fahrradstraße Argentinierstraße“ und „Supergrätzl“ wurde angeregt über Gestaltungsqualitäten im öffentlichen Raum gesprochen, dabei wurde Wiens Umgang mit der Grünraumgestaltung in Mobilitätsprojekten äußerst positiv beurteilt.

Die Exkursion nach Bremen war der zweite von drei Besuchen bei internationalen Schwesterprojekten, die im Rahmen des Buddy-Programms der Trans|formator:in stattfinden. Die abschließende Exkursion nach Karlsruhe ist für das Jahr 2026 anvisiert.