Mikroklimaanalyse Kirchengasse, Wien

Foto der Mariahilferstraße mit vielen Bäumen
©Weatherpark
  1. Wien, Neubau

Mikroklimaanalysen können treffsicher kleinräumige Straßen und Plätze analysieren und somit konkrete Gestaltungsempfehlungen herausarbeiten. Weatherpark führte eine Analyse des Sommerkomforts in der Kirchengasse durch, um die aktuelle Situation und drei Gestaltungsvarianten zu untersuchen. Die Simulation zeigt, dass die Variante mit 41 neuen Bäumen die gefühlte Temperatur um bis zu 15°C reduzieren kann.

Da der 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau einer der heißesten in der Stadt ist, hat die Bezirksvorstehung gemeinsam mit der Stadtplanung den „Masterplan Klimawandelanpassung Neubau“ in Auftrag gegeben. Weatherpark hat im Zuge dessen eine Analyse des Sommerkomforts in der Kirchengasse durchgeführt. Es wurde die aktuelle Situation und drei mögliche Gestaltungsvarianten mit Hilfe von Mikroklimasimulationen und somit der gefühlten Temperatur PET (physiologische äquivalente Temperatur) analysiert.

Die drei untersuchten Varianten

1. Klassisch

  • 19 Baumpflanzungen innerhalb kleiner Grünflächen auf der östlichen Seite
  • Anstelle der durchgehenden, versiegelten Asphaltfläche ist auf den Gehwegen und den Stellplätzen ein hellerer Plattenbelag vorgesehen

2. Maximal

  • Ein Bereich der Kirchengasse wird zur Begegnungszone
  • Dadurch sind mehr Baumpflanzungen und größere Grünflächen möglich
  • 26 Baumpflanzungen auf östlicher Seite, durchgehend heller Plattenbelag

3. Radikal

  • Beidseitige Baumbepflanzung mit insgesamt 41 Bäumen und größeren Grünflächen
  • Gleicher Bodenbelag wie bei der Variante „Maximal“

Je mehr Grün, desto besser die Wirkung

Die Simulation verdeutlicht die Auswirkungen verschiedener Begrünungsvarianten auf die Hitzeentwicklung. Es zeigt sich, dass die „radikale“ Variante (mit 41 Bäumen statt 0 im Bestand) und mit Pflanzbeeten am stärksten und am großflächigsten wirksam ist. Bei dieser Variante ist beispielsweise die lokale Reduktion der gefühlten Temperatur um bis zu 15°C möglich.

Folgende Abbildung zeigt den Vergleich der Gefühlten Temperatur PET für den Bestand und die drei Varianten. Vor allem die mittägliche Abkühlung bei der radikalen Version sticht ins Auge.

Vergleich der gefühlten Temperaturen für den Bestand und drei mögliche Gestaltungsvarianten an einem Standort in der Kirchengasse in Wien

Diagramm der Simulationsergebnisse
© Weatherpark

Die Wirkung von Bäumen, Entsiegelung und Schatten

Die Hitze unter Tags wird durch den Schatten der Bäume stark gelindert. Zudem tragen sowohl die Bäume, als auch die entsiegelten Flächen durch ihre Verdunstungskühlung zu niedrigeren gefühlten Temperaturen bei. Durch standortangepasste und gezielte Abstimmung von Begrünungsmaßnahmen mit den umliegenden Gebäuden (Schattenwurf) ist es möglich, eine kühle Oase in der heißen Stadt zu schaffen.

Möglichkeitsfenster nutzen

Derzeit befindet sich in der Kirchengasse die Baustelle für den U-Bahn-Bau. Dadurch ist diese teilweise gesperrt und ohnehin nicht für fahrende und parkende Pkw wie gewohnt nutzbar. Solche Momente bieten Möglichkeitsfenster, um nach der Baustelle nicht in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren, sondern direkt eine Veränderung des Straßenraums umzusetzen.

Foto der Baustelle in der Kirchengasse
© Weatherpark

U-Bahnbaustelle in der Kirchengasse im Frühjahr 2024. Eine Gelegenheit für Umgestaltungen

Fazit

Die Mikroklimaanalyse in der Kirchengasse zeigt die Wirkung einer Transformation des öffentlichen Raumes deutlich. Bäume, Schatten und entsiegelte Flächen haben vor allem eine dämpfende Wirkung auf die gefühlte Temperatur und erhöhen die Aufenthaltsqualität. Die Baustellenzeit ist ein idealer Zeitpunkt um Umgestaltungen zu planen.

Links:

  1. Projektbeschreibung bei Weatherpark