Wieso sind Mikroklimaanalysen notwendig?

Foto von Asphaltfläche in Wien mit Wasserspielen in sommerlicher Hitze
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Mit Blick auf die Lebensqualität in urbanen Gebieten und den wachsenden Einfluss des Klimawandels erläutern wir, warum die Analyse des Mikroklimas unerlässlich ist, um öffentliche Räume optimal zu gestalten und die Aufenthaltsqualität für Stadtbewohner:innen nachhaltig zu verbessern.

Bei der Umgestaltung öffentlicher Räume ist die Berücksichtigung mikroklimatischer Phänomene entscheidend, um Fehler und teure Nachbesserungen zu vermeiden. Angesichts des Klimawandels und der steigenden Zahl von Hitzetoten gewinnt die Lebensqualität der Stadtbewohner, insbesondere ihre Aufenthaltsqualität, zunehmend an Bedeutung. Eine nachhaltige Lebensqualität erfordert daher eine vorausschauende Planung mit integrierter Kaltluft- und Mikroklimainfrastruktur, die durch Mikroklimaanalysen unterstützt wird.

Mikroklimafaktoren im öffentlichen Raum

Zunächst muss abgeklärt werden, welche unterschiedlichen Mikroklimaparameter im öffentlichen Raum relevant sind. Der wohl wichtigste Faktor ist die Temperatur. Dabei unterscheidet man zwischen gefühlter Temperatur und tatsächlicher Lufttemperatur. Die gefühlte Temperatur ist ein besseres Maß für den thermischen Komfort und abhängig von Lufttemperatur, Strahlung, Luftfeuchtigkeit und Wind. Somit sind gleich die anderen entscheidenden Parameter für das Mikroklima aufgelistet. Hohe Lufttemperatur und Sonnenstrahlung, eine zu hohe Luftfeuchtigkeit sowie starker Wind können den thermischen Komfort reduzieren.

Mittels Mikroklimaanalyse kann man gezielt die klimatischen Bedingungen verbessern, wobei mehrere Phänomene untersucht werden können.

Was untersucht werden kann

  • Windkomfort:
    Schaffung einer angenehmen Windsituation rund um ein Gebäude oder auf einem öffentlichen Platz
  • Durchlüftung:
    bei der Neuplanung von Stadtvierteln und einzelnen Gebäuden
  • Kaltluftsysteme:
    an Standorten, die innerhalb bzw. nahe an Kaltluftbahnen liegen
  • Sommerkomfort:
    Hitzebelastung untertags, Wärmeinseleffekt in der Nacht

Stadtklima-Expert:innen wissen mehr

Welches Phänomen an einem Standort relevant ist, ist abhängig von der Lage im Stadtgebiet, den vorherrschenden naturräumlichen und stadträumlichen Gegebenheiten und der geplanten Nutzung. Erste Grundlageninformationen zur stadtklimatischen Situation am Standort erhält man durch Stadtklimaanalysen oder durch Stadtklima-Expert:innen. Solche Stadtklimaanalysen wurden Stand 2023 zum Beispiel schon in Wien, Linz, Graz und Innsbruck durchgeführt. Mehr Informationen zu Innsbruck gibt es bei Weatherpark. Dabei gibt es unter anderem Analysekarten des Stadtklimas, Planungshinweiskarten sowie weiterführende Hinweise und Empfehlungen für eine klimafitte Stadt.

Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass Mikroklimaanalysen nur in Städten relevant sind. Auch für dörfliche oder kleinstädtische Plätze ist es wichtig, das Mikroklima bei der Planung und Umgestaltung zu beachten. Eine Mikroklimaanalyse ist also für alle Räume effektiv.

Wind: Mikroklimaanalysen sind nicht nur im Sommer relevant

Der Windkomfort muss vor allem im Nahbereich von Hochhäusern, bei Durchgängen oder bei Anordnungen von Häusern, die einen Düseneffekt verursachen berücksichtigt werden (Abbildung 2). Es geht darum, die Aufenthaltsqualität im Freien zu analysieren. Mikroklimaanalysen zum Thema Durchlüftung sind bei der Neuplanung von Stadtvierteln und einzelnen Gebäuden wichtig, um die Ausrichtung und Dimensionierung der Gebäude zu optimieren.

Ein immer zentraleres Thema der Stadtplanung und Stadtklimatologie ist Kaltluft. Bei Analysen werden Kaltluftentstehungsgebiete, Kaltluftleitbahnen und Kaltluftwirkungsgebiete identifiziert. Besonders relevant sind Analysen an Standorten, die innerhalb bzw. nahe an Kaltluftbahnen liegen. Die häufigste Anwendung von Mikroklimaanalysen gibt es beim Thema Sommerkomfort, wo an Standorten mit hoher Überwärmung (unter Tags und/oder in der Nacht) Modellierungen durchgeführt werden.

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Windkomfortanalyse – hohe Windgeschwindigkeit in rot

Ergebnisse

Bei Analysen des Windkomforts, der Durchlüftung oder Kaltluft sind die Ergebnisse ähnlich. Es gibt Hinweise für Gebäudeanordnung, -höhe und -ausrichtung. Maßnahmenempfehlungen können definiert werden, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Empfehlungen gibt es auch bei der Analyse des Sommerkomforts – wie etwa Hinweise auf Hot Spots. Maßnahmen wie Begrünung, Schatten, Wasser oder Entsiegelung können die Aufenthaltsqualität verbessern. Anzumerken ist hierbei, wie wichtig und sinnvoll interdisziplinäres Arbeiten ist, wie beispielsweise die Kooperationen cuulbox oder KlimaKonkret zeigen.

Fokus: Sommerkomfort

Da insbesondere die Hitzebelastung eine immer größer werdende Herausforderung für Städte und Gemeinden in Österreich darstellt, ist eine Untersuchung des thermischen Komforts im Zuge der Umgestaltung des öffentlichen Raums hilfreich und immer öfter nötig (Sommerkomfort). Als Praxisbeispiele können hier die Umgestaltung der Kirchengasse im 7. Bezirk in Wien und der Wiener Straße in Mödling genannt werden.

Zum besseren Verständnis nun ein kurzes Praxisbeispiel: Bei der Kirchengasse in Wien wurden die drei Variante Bestand – Klassisch – Maximal (Baumanzahl nimmt zu) betrachtet und dabei mittels Mikroklimasimulation die gefühlte Temperatur (PET) ausgewertet. Es kam zu einer deutlichen Reduktion der PET durch Begrünung. Im Vergleich zum Bestand:

  • Klassische: kleinräumig in Baumnähe um ~8°C geringer
  • Maximale: großräumig um ~10°C, punktuell bis zu 12°C geringer
Karten mit Darstellung der Temperatur je Variante
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Das Beispiel zeigt die unterschiedlichen Temperaturbereiche in der Kirchengasse und die Veränderung durch Begrünung. So kann dem Auftraggeber leicht verständlich gezeigt werden, welche Wirkung Begrünung auf das Mikroklima hat.

Fazit: Bei der Transformation öffentlicher Räume braucht es Mikroklimaanalysen

Dieser Artikel zeigt, weshalb bei jeglicher Transformation des öffentlichen Raums mikroklimatische Phänomene zu berücksichtigen sind. Es ist wichtig, das Mikroklima schon in der Planung zu berücksichtigen und so Fehler und teure Umbauarbeiten zu vermeiden. Die Aufenthaltsqualität der (Stadt-) Bewohner wird auch in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger. Das Thema hat unter anderem aufgrund der zunehmenden Zahl von Hitzetoten (Übersterblichkeit) auch eine gesundheitliche Dimension. Kaltluft- und Mikroklimainfrastruktur gewinnen zunehmend an Bedeutung. Eine hohe Lebensqualität und nachhaltiges Leben ist nur mit vorausschauender Planung wie etwa Mikroklimaanalysen zu erreichen.

Links:

  1. Praxisbeispiele im Bereich Mikroklimaanalyse von Weatherpark GmbH
  2. Weatherpark GmbH: Referenzen und Praxisbeispiele im Bereich Mikroklimaanalysen gibt es außerdem unter https://www.weatherpark.com/referenzen/