Agentenbasierte Modellierung ermöglicht die digitale Nachbildung von individuellem Verhalten und komplexem Zusammenwirken der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden. Über definierbare Parameter wie Wegzwecke und Tempolimits lassen sich Bewegungsmuster klein- oder großräumig simulieren, um Netzkapazitäten besser (z.B. zugunsten aktiver Mobilität) zu steuern. Planer:innen können Effekte der Umgestaltung öffentlicher Räume vorab einschätzen.
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Kosten: Software ist kostenlos, aber Einlernen oder Zukauf der Kompetenz nötig
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Aufwand: Datenaufbereitung für Bedarf und Angebot, Weiterentwicklung der Datenmodelle, Verwendung von Visualisierungsumgebungen
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Nötiges Vorwissen der Anwender/Umsetzer:innen: Vertrautheit mit Datenformaten und Visualisierungskonzepten
Einsatzbereiche
- Erstellen von Masterplänen für makroskopische Verkehrs- und Infrastrukturplanung inkl. Mobilitätsdiensten
- Potenzialbewertung eines Planungsvorhabens oder einer Umgestaltungsmaßnahme im öffentlichen Raum, bspw. Errichtung eines neuen Radweges
Ergebnisse
- Simulation der Verkehrsströme eines Raumes anhand der einzelnen Teilnehmenden und deren statistische Auswertung
- Aufzeigen von Verkehrsbelastungen, Gefahrensituationen und ungewünschten Verzögerungen durch Staus
- Aufschlüsse über empfohlene Verkehrsmittelwahl und systemische Auswirkungen bei Veränderungen im Modal Split
Geeignete Personenanzahl
- Abhängig von der Komplexität des Untersuchungsraums und des Detailgrades der Modellierung
Empfohlener Ablauf
- Auswahl der Simulationssoftware (z.B. MATSim) und Entwicklungsumgebung (z.B. IntelliJ)
- Neben einer Konfigurationsdatei zur Festlegung der Simulationsparameter (Datenpfade, Zeitraum / Anzahl der Durchläufe, Bewertungskriterien) muss grundsätzlich Bedarf (Verkehrsteilnehmende und ihr Verhalten) und Angebot (Netzwerk der Verkehrsinfrastruktur) definiert werden
- OpenStreetMap eignet sich als Ressource der Verkehrsinfrastruktur: ein routingfähiges Netzwerk mit nützlichen Attributen steht weltweit bereit
- Individuelle Verhaltensweisen lassen sich z.B. aus Befragungen, Pendelstatistiken oder Mobilfunkdaten einspeisen und auch prozentual abbilden, z.B. 50% bevorzugen das Radfahren
- Simulationsergebnisse werden als Diagramme ausgegeben oder lassen sich in dynamischen Karten visualisieren

- Straßeneigenschaften sollten für den Fokusraum geprüft und vervollständigt werden: es gibt z.B. Erweiterungen für spezifische Anforderungen des Radverkehrs (Belag, Gradient)
- Kann im Ansatz auch GIS-gestützt als Routing mit hinterlegten Netzwerkkosten (Weglänge/-zeit) durchgeführt werden
- Aufgrund vieler schwer greifbarer Einflüsse auf das Mobilitätsverhalten wie Gewohnheit, Sicherheitsempfinden oder Ästhetik können Realzustände auch in guten Simulationen allenfalls angenähert werden.
Hürden
- Die Festlegung der Eigenschaften und (täglichen) Verhaltensweisen der Agenten ist sehr aufwändig
- Fehlende Vertrautheit mit XML-Format (für MATSim) und Entwicklungsumgebungen
Lösungen
- Zugriff auf bestehende reproduzierbare Datenmodelle aus aller Welt (vgl. https://www.matsim.org/examples/) und Anpassungsroutinen wird empfohlen (Kooperation mit Forschung/Firmen)