Eine Stadtklimaanalyse liefert ein flächendeckendes Bild der stadtklimatischen Situation. Sie stellt planungsrelevante Klimaphänomene (u.a. Überwärmungspotential, nächtliches Kaltluftgeschehen) räumlich dar und ist damit zentrales Werkzeug und wichtige Grundlage für die klimasensible Stadtentwicklung. Dadurch ist es möglich, positive Komponenten des Stadtklimas gezielter zu schützen und negativen Komponenten gezielter entgegenzuwirken.
Für eine klimasensible Stadtentwicklung sind fundierte Grundlagen wichtig, um das Stadtklima bei der Stadtentwicklung und -planung bestmöglich berücksichtigen zu können. Solch eine Grundlage liefert eine Stadtklimaanalyse, wie sie in Österreich unter anderen für Wien, Linz und Innsbruck erstellt wurde.
- O
- O
- O
- O
Kosten: hoch
- O
- O
- O
- O
Aufwand: in der Vorbereitung und Umsetzung hoch
- O
- O
- O
Vorwissen: mittel für
Anwender*innen
Einsatzbereiche
- Basierend auf den unmittelbaren Ergebnissen der Klimaanalysekarte, Planungshinweiskarte oder verschiedenen Themenkarten (z.B. Kaltluft) zeigt eine Stadtklimaanalyse u.a. auf:
- Wo die Überwärmung von bebauten Gebieten besonders ausgeprägt ist und damit spezieller Handlungsbedarf für Klimawandelanpassungsmaßnahmen und die Transformation des öffentlichen Raums besteht.
- Wo schützenswerte Kaltluftproduktionsflächen und -leitbahnen liegen.
- Welche Flächen im Zusammenhang mit Fragen der Stadtentwicklung besonders schützenswert sind oder potentiell Möglichkeiten für die Stadtentwicklung aufweisen.
- Wo und welche lokalen Anpassungsmaßnahme im kleinen Maßstab priorisiert werden sollten.
- Welche Detailuntersuchungen (Sommerkomfort, Kaltluft, Durchlüftung, Windkomfort) bei Stadtentwicklungs- oder Bauvorhaben in einem bestimmten Gebiet durchgeführt werden sollten.
Ergebnisse
- Die Stadtklimaanalyse ist eine wertvolle Handlungs- und Planungsgrundlage auf der gesamtstädtischen (strategischen) Ebene. Ergebnisse sind u.a. folgende Karten (GIS-basierend, Rastergröße 10-20 m):
- Themenkarte Nächtliche Kaltluft: zeigt die Kaltlufthöhe nach Sonnenuntergang und verortet Kaltluft- und Frischluftbahnen.
- Klimaanalysekarte: zeigt die Zusammenschau der stadtklimatischen Situation; stellt thermische (Überwärmung) und dynamische (Belüftung, Kaltluft) Komponenten des Stadtklimas dar.
- Planungshinweiskarte: fasst die Ergebnisse in Planungskategorien zusammen; bewertet klimatische Funktion einer Fläche und beschreibt Wechselwirkungen und Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsänderungen.
- optional: Szenario: Klimaanalysekarte für eine andere Bebauungssituation (große Stadtentwicklungen, systematische Verdichtung o.ä.) und/oder das zukünftige Klima (Klimawandelszenario).
Empfohlener Ablauf
- Bereitstellung und Aufbereitung relevanter Datengrundlagen (etwa Landnutzung, Gebäudevolumen, Vegetationsverteilung, Geländemodell, Windstatistik, Kaltluftmodellierung)
- Klimamodellierung, Messkampagne
- Kartenerstellung (Klimaanalysekarte, Planungshinweiskarte, Themenkarten)
- Empfehlungen zur Implementierung und Anwendung der Ergebnisse in Planungsprozessen und Strategien
Bearbeitung zB. nach VDI 3787/1

- Im ländlichen Raum können sich mehrere (kleinere) Gemeinden zusammenschließen und eine Regionalklimaanalyse für ihre Region erstellen.
- Die Analyse von Stadtklimaphänomenen entfaltet ihr gesamtes Potential in der Verknüpfung zu betroffenen Themenfeldern (etwa Gesundheit und Vulnerabilitäten).
- Stadtklimaanalysen können Anstoß und Basis für die Erstellung von Klimawandelanpassungskonzepten, Hitze-Aktionsplänen und langfristigen Transformationsprozessen in Städten und Gemeinden sein.
- Um die kleinräumigsten (mikroklimatischen) Phänomene zu analysieren (wie bspw. die lokale Hitzebelastung untertags), kann es im Zuge von Umgestaltungen und Detailplanungen hilfreich sein, eine detailliertere Untersuchung vorzunehmen (➔ Wieso sind Mikroklimaanalysen notwendig?).
Hürden
- Kosten für die Stadt
- Je nach Kommune unterschiedliche Rahmenbedingungen, Anforderungen und Ziele bei gleichzeitiger Orientierung an aktuellen wissenschaftlichen Methoden und Richtlinien der Erstellung.
- Eingliederung und Anwendung der Ergebnisse in bestehende Prozesse und Strukturen.
- Fehlende Datengrundlagen
Lösungen
- Förderungen nutzen
- Anforderungen, Zweck und Ziel der SKA formulieren und Kriterien zur Qualitätssicherung in der Ausschreibung festlegen.
- Verwendung Open Source Daten (geringere Detailschärfe) oder größeren Zeit-/Kostenaufwand für Datenaufbereitung einplanen
- Bewusstseinsbildung, Qualifizierung der Stadtverwaltung, Stadtklimatolog:innen anstellen. Aufbau einer Organisationsstruktur, die Rollen und Zuständigkeiten festlegt.
Links:
- Stadtklimaanalyse Wien:
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/stadtforschung/stadtklimaanalyse.html - Stadtklimaanalyse Innsbruck:
https://www.innsbruck.gv.at/freizeit/natur-umwelt/ibklima/bedeutung-klimawandel-innsbruck - Stadtklimaanalyse Linz:
https://www.linz.at/umwelt/stadtklimaanalyse.php - Klima-Informationssystem Graz:
https://graz.at/kis