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Evaluation der Nutzung des öffentlichen Raums

Pexels/Tuur Tisseghem

Die Beobachtung der Nutzung des öffentlichen Raums ist wichtig, um zu verstehen, wie die Menschen ihn nutzen und ob er gut gestaltet ist. Man untersucht, welche Aktivitäten dort stattfinden, um Rückschlüsse auf die Qualität des Raums zu ziehen und ihn entsprechend zu verbessern.

Öffentliche Mobilitätsräume sollten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulassen. Dementsprechend ist die Erhebung von Nutzungszwecken und -aktivitäten ein wichtiger Bestandteil einer umfangreichen Evaluierung. Empfohlen wird, diese nach optionalen (z.B. sich sonnen) und notwendigen (z.B. auf die Ampel warten) Aktivitäten zu differenzieren. Dadurch können Rückschlüsse auf die Qualität der Raumgestaltung gezogen werden.

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Kosten: abhängig von der Größe des Projektgebiets

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Aufwand: abhängig
von Umfang und Dauer

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Vorwissen: kann durch kurze Schulung des Erhebungspersonals erreicht werden

Einsatzbereiche

  • Vorhaben der Umgestaltung von Straßenzügen, Knotenpunkten, Plätzen oder Quartieren, von denen Wirkungen auf die Aufenthaltsqualität und Änderungen in der Nutzungs- und Aktivitätendiversität erwartet werden

Ergebnisse

  • Feststellung des Effekts einer Maßnahme auf Anzahl und Bandbreite der Nutzungen und Aktivitäten sowie die Aufenthaltsqualität in einem Projektgebiet
  • Überprüfung der Wirkung von baulichen Maßnahmen bei gleichzeitiger Erfassung der Infrastruktur- und Ausstattungselemente
  • Legitimation einer Maßnahme bei Wirkungserfolg und Nachjustierung einer Maßnahme bei Verfehlung der Projektziele
  • Transfer von Erfahrungen und Ergebnissen an andere Stakeholder:innen

Empfohlener Ablauf

Ex-ante Erhebung

  1. Die Erheber:innen durchqueren das Projektgebiet (oder einen Teil des Projektgebiets) und erfassen differenziert mithilfe von Erhebungswerkzeugen alle beobachtbaren Nutzer:innen(gruppen) (z.B. Tourist:in oder Marktverkäufer:in) und Aktivitäten (z.B. Sitzen, um ein Eis zu essen oder Stehen, um auf die grüne Ampel zu warten)
  2. Die Aktivitäten sollten zudem hinsichtlich des Grads der Notwendigkeit differenziert werden, damit Rückschlüsse auf die Qualität der Raumgestaltung möglich sind. Freiwillige und soziale Aktivitäten (Sich sonnen, etwas essen, sich unterhalten) wird man vorwiegend in qualitätvoll gestalteten Räumen häufiger vorfinden (s. Gehl 2010; Flükiger & Leuba 2015)
  3. Die Erheber:innen fotografieren zudem verschiedene Platzsituationen oder Straßenräume und notieren sich dabei den genauen Standort sowie die Einstellung und Höhe des Objektivs
  4. Die Erhebung sollte zu verschiedenen Tageszeiten an verschiedenen Tagen (u.a. auch Wochenend- oder Feiertage) erfolgen

Ex-post Erhebung

  1. Nach abgeschlossener Umsetzung der Maßnahme zu (möglichst) gleichen Bedingungen durchführen, wie bei der Ex-ante-Erhebung

„A good city is like a good party – people stay longer than really necessary because they are enjoying themselves.“

Jan Gehl
  • Diese Erhebung sollte im optimalen Fall mit einer Erhebung der Ausstattungselemente im öffentlichen Raum einhergehen, um direkte Zusammenhänge zwischen Änderungen in der Ausstattung und Änderungen in der Nutzung des öffentlichen Raums untersuchen zu können
  • Für die einheitliche Dokumentation, die Qualitätssicherung und zur Reduzierung des Aufwands der Datenaufbereitung sollten Templates für die Verwendung von Erhebungswerkzeugen (Erhebungsbogen, Tablet, kartographische Darstellungen, Zeichnungen) bereitgestellt werden
  • Zu den Fotografien sowie Infrastruktur- und Ausstattungsmerkmale sollten Standorte dokumentiert werden

Hürden

  • Begrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen für Evaluation
  • Vergleichbarkeit von Vorher-Nachher Zählergebnissen nicht gegeben, da Projektfristen und -termine (z.B. Umgestaltungsvorhaben) vor gewünschtem Erhebungszeitpunkt liegen

Lösungen

  • Nur einen Teil des Projektgebiets evaluieren
  • Erhebungszeitpunkte reduzieren
  • Einsatz digitaler Hilfsmittel (Tablet, Software zum Zeichnen)
  • Verzicht auf kartographische Darstellung, lediglich quantitative Erfassung verschiedener Aktivitäten und Nutzer:innen(gruppen)
  • In einem Vergleichsgebiet, in dem die Maßnahme nicht umgesetzt wird, zu den gleichen Erhebungszeitpunkten zählen und diese Unterschiede als Referenzdaten heranziehen

Referenzen:

  1. Observing People in Pike Place
  2. GEHL, J. (2010): Cities for People. Washington, D.C.: Island Press.
  3. GEHL, J. & SVARRE, B. (2013): How to study public life. Washington, D.C.: Island Press.
  4. FLÜKIGER, S.; LEUBA, J. (2015): Qualität von öffentlichen Räumen. Methoden zur Beurteilung der Aufenthaltsqualität. Zürich.