Befragung von Passant:innen

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Die Befragung von Passant:innen ermöglicht es, Einstellungen und Meinungen zu Veränderungen im öffentlichen Raum zu erfassen und trägt so zum Verständnis der lokalen Bedürfnisse bei.

In Befragungen können Einstellungen, Meinungen, Zufriedenheiten und Akzeptanzen bei den Personen offengelegt werden, die im direkten Umfeld des Projektgebiets wohnen. Mithilfe eines (standardisierten) Fragebogens können Aspekte untersucht werden. Die Befragung von Passant:innen bildet nur eine von vielen Perspektiven von Betroffenen ab (siehe auch Befragung von Anwohner:innen und Gewerbetreibenden).

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Kosten: abhängig von der Größe der Stichprobe

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Aufwand: abhängig von der Größe der Stichprobe

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Vorwissen: hoch

Einsatzbereiche

  • Bei allen Vorhaben der Umgestaltung von Straßenzügen, Knotenpunkten, Plätzen oder Quartieren empfohlen

Ergebnisse

  • Vorher-Nachher-Vergleich von Häufigkeiten und Zusammenhängen zu Aspekten, die für Passant:innen im Kontext von Umgestaltungen relevant sind, z.B.
    • Abgas- und Lärmbelastung
    • Verkehrsmittelwahl
    • Zufriedenheit mit der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum
    • Nutzungszwecke und Nutzungsintensität im öffentlichen Raum
    • Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum
  • Äußerungen von Passant:innen zu Gestaltungswünschen im öffentlichen Raum

Empfohlener Ablauf

Ex-ante Befragung

  1. Aufsetzen eines Fragebogens für die Ex-ante Erhebung mit den bei „Ergebnisse“ genannten Inhalten
  2. Entscheidung für Systematik bei Stichprobenziehung (z.B. jede:r 5te Passant:in)
  3. Entscheidung für Fragebogenformat (PAPI – „pen and paper personal interview“ oder CAPI- „computer-assisted personal interview“)
  4. Pretest des Fragebogens
  5. Durchführung der Ex-ante Befragung

Ex-post Befragung

  1. Nach abgeschlossener Umsetzung der Maßnahme bei gleichem Durchführungsschema erweitert durch Inhalte zu veränderten Verhalten bzw. Beurteilungen hinsichtlich obiger Parameter

Hier gibt es einen praktischen Fragebogen!

Ottensen macht Platz (im Anhang)
  • Die Befragung von Passant:innen sollte immer als Face-to-Face-Interviews durchgeführt werden
  • Es sollte eine Karte des Projektgebiets zur Orientierung für die Befragten bereitgestellt werden
  • Die Systematik der Zufallsstichprobe sollte vor allem auf die Frequentierung von Passant:innen vor Ort angepasst werden
  • Die Wahl für CAPI-Befragung (digital, per Software) erspart den manuellen Transfer von Daten in eine Auswertungssoftware oder eine Excel-Datei, da die Befragungsergebnisse direkt in die jeweiligen Formate exportiert werden können
  • Der Einsatz von Incentives (Anreizen zur Teilnahme, z.B. Gutscheinen) kann zu einer größeren Rücklaufquote beitragen

Hürden

  • Zu wenig finanzielle und zeitliche Ressourcen, um Befragungen zur Wirkungsmessung vor und nach der Umgestaltung durchzuführen.
  • Niedrige Rücklaufquote
  • Datenschutzrechtliche Regelungen

Lösungen

  • Ausschließlich Durchführung einer Ex-post Befragung, in der hauptsächlich Änderungs-wahrnehmungen erfasst werden
  • Bereits im Vorhinein durch den Einsatz von Incentives vermeiden
  • Zusätzliche Erhebungsschleifen durchführen
  • Frühzeitige Abklärung und Deklination datenschutzrechtlicher Belange, um eine anonyme Erhebung garantieren zu können
  • Datenschutzerklärung den Befragten zur Verfügung stellen

Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei der Befragung von Passant:innen können datenschutzrechtliche Regelungen relevant werden. Die rechtliche Grundlage bildet in Österreich die Datenschutzverordnung (EU-DGSVO). (In Verbindung mit dem Forschungsorganisationsgesetz (FOG), falls die Befragung im Rahmen wissenschaftlicher (Begleit-)Forschung erfolgt, d.h. von wissenschaflichen Einrichtungen durchgeführt wird).

Referenzen:

  1. BERESTETSKA, A.; GAFFRON, P.; FRIEDRICH, A.; PRÖCKL, A.; SCHUMANN, L.; GANTERT, M.; HAUSMANN, G. (2021): Evaluation des temporären Flanierquartiers ,Ottensen macht Pla tz‘ in Hamburg-Altona. Verfügbar unter: https://www.hamburg.de/contentblob/15577914/cdbf3be11e852d99ea8882dec8323f14/data/evaluationsbericht-ottensen-macht-platz-.pdf.
  2. FGSV (2012): Empfehlungen für Verkehrserhebungen (EVE). Köln: FGSV Verlag.
  3. FÖRSTER, A.; ACKERMANN, C.; FITSCHEN, K. (2017): Verkehrsversuch Sendlinger Straße – Koordinierung, Evaluierung und Dokumentation des Verkehrsversuchs sowie Begleitung der Öffentlichkeitsarbeit. Evaluationsbericht. München. Verfügbar unter:  https://risi.muenchen.de/risi/dokument/v/4656516.