Komfortlevels drücken die Qualität der Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur als Farbskala aus. Mit dieser bewährten Methode lässt sich rasch eine Übersicht über den Netzzustand und etwaige Lücken erkennen, um beispielsweise Maßnahmen zu priorisieren.
Mit nur vier Farben (Rot, Orange, Hellgrün, Dunkelgrün) wird sofort klar, wo es für Zufußgehende bzw. Radfahrer:innen angenehm oder unangenehm ist – Komfortlevels sind also ein Instrument der Netzplanung. Diese intuitive Herangehensweise sensibilisiert für wichtige Lückenschlüsse und gezielte Maßnahmensetzung für eine sichere und komfortable Fortbewegung auf den Fuß- und Radwegen in einer Gemeinde. Eine Analyse mittels Komfortlevels lenkt den Blick auf jene Mängel im Netz, die entscheidend für die Verkehrsmittelwahl sind; so ist für die subjektive Sicherheit das schwächste Glied der Wegekette ausschlaggebend.
Auf einen Blick entscheiden
Die Einteilung in die vier Farben erfolgt durch Planer:innen, nach ihrem Ermessen, das sich auf das Fachwissen und die Erfahrung stützt. Die Komfortlevels werden vor Ort erlebt, indem mit dem Rad Befahrungen oder zu Fuß Begehungen durchgeführt werden. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung an lokale Gegebenheiten, während innerhalb einer räumlichen Einheit dieselben Maßstäbe gelten, um eine vergleichbare Einstufung der Routen zu gewährleisten. Folgende Kriterien fließen in die subjektive Bewertung mit ein:
Bewertungskriterien
- Verkehrsstärken
- Geschwindigkeiten
- Sichtverhältnisse
- Lärm
- Anlageart und -qualität (z.B. bauliche Trennung von Kfz, Breiten, Straßenbelag)
Rasche, praxisnahe Einschätzung auch ohne digitale Datengrundlagen
Bei Komfortlevels handelt es sich zwar um eine subjektive Einschätzung, diese wird jedoch aus einer praxisnahen Perspektive getroffen und beinhaltet die wesentlichen Aspekte, die auch Nutzer:innen der Infrastruktur als entscheidend angeben. So wurden beispielsweise bei einer Umfrage des VCÖ im Jahr 2021 die Gründe abgefragt, warum auf gewissen Strecken nicht mit dem Rad gefahren wird. Die drei Top-Antworten (zu schneller bzw. zu viel Kfz-Verkehr sowie mangelhafte Radverkehrsanalagen) finden sich in den Bewertungskriterien der Komfortlevels wieder.
Der Unterschied von Komfortlevels zu Bewertungsmethoden von Wegen für den Fuß- oder Radverkehr wie z.B. dem Bikeability / Walkability Index besteht darin, dass die Bewertung subjektiv und nicht datengestützt errechnet wird. Vorteile sind, dass die Bewertung auch ohne Datengrundlage und (für ein überschaubares Betrachtungsgebiet) schnell erfolgen kann. Nachteilig ist, dass Komfortlevels nur beschränkt zwischen verschiedenen Betrachtungsgebieten verglichen werden können, da dort womöglich andere Gewichtungen in die Bewertung eingeflossen sind.
Vollerhebung im Fußverkehr – Hauptrouten im Radverkehr
Im Fußverkehr ist die vollumfängliche Erfassung jeder Straße im Untersuchungsgebiet entscheidend, um ein detailliertes Bild der Fußwege zu erhalten und Engpässe sowie Gefahrenstellen zu identifizieren. Dies ermöglicht eine gezielte Verbesserung der Fußgänger:innenfreundlichkeit, indem Maßnahmen auf den ermittelten Schwachstellen prioritär behandelt werden. Fußverkehr findet auf jeder Straße statt. Zudem kann vor allem der Beginn eines Fußweges vor der Haustüre schon darüber entscheiden, ob er beispielsweise sicher genug ist, um von Kindern zurückgelegt werden zu können, oder nicht.
Anders als bei der Bewertung der Komfortlevels für den Fußverkehr wird im Radverkehr auf die wichtigen Routen fokussiert. Nicht jede Straße braucht eine hohe Qualität für den Radverkehr, von Bedeutung ist, dass in einem Netzsystem alle Wege problemlos zurückgelegt werden können. Das Ziel muss sein, Komfortlevels der Kategorie Hellgrün auf allen Radrouten zu erzielen. Nur dann ist die Zugänglichkeit für Radfahrende aller Erfahrungsniveaus gegeben.
Ziel der Komfortlevels
Die Methode der Farbskala zur Bewertung von Komfortlevels im Fuß- und Radverkehr bietet nicht nur eine schnelle Erfassung der aktuellen Wegequalitäten, sondern auch entscheidende Vorteile für die Planung und Förderung des Radverkehrs. Durch die klare Unterscheidung von angenehmen bis unangenehmen Strecken wird die Methode zur effektiven Planungsunterstützung eingesetzt, bei der Maßnahmen prioritär auf notwendige Verbesserungen ausgerichtet werden können. Diese Methode identifiziert nicht nur das schwächste Glied im Netz, sondern betont auch, wie selbst kleine Verbesserungen große Auswirkungen haben können, indem sie mehr Menschen dazu ermutigen, sich auf diesen Strecken zu bewegen. Dabei stellen Karten der Komfortlevels ein praktisches Tool für die Kommunikation zwischen Planer:innen und Gemeindevertreter:innen dar. Das ultimative Ziel ist dabei ein hell- bis dunkelgrünes Netz, das nicht nur Sicherheit, sondern auch Zugänglichkeit für alle Fußgänger:innen und Radfahrer:innen signalisiert, und somit eine nachhaltige und aktive Fortbewegung fördert.