Evaluation des Bewegungsverhaltens Aktive Mobilität

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Bei der Methode werden die Bewegungen von Fußgänger:innen und Radfahrenden beobachtet, um potenzielle Veränderungen nach verkehrsplanerischen Maßnahmen zu bewerten.

Neben der rein quantitativen Erfassung des Verkehrsaufkommens können auch Änderungen des Bewegungsverhaltens im Fuß- und Radverkehr Bestandteil einer Evaluierung von Projekten im öffentlichen Mobilitätsraum sein. Dabei werden die Bewegungsabläufe von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen untersucht, indem ihre Routenwahl detektiert wird. Zur Erfassung der Bewegungsabläufe und Routen können neben manueller Methodik auch verschiedene Technologien zum Einsatz kommen.

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Kosten: abhängig von
der Größe des Projektgebiets bzw. Wahl des Formats

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Aufwand: abhängig von
der Größe des Projektgebiets bzw. Wahl des Formats

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Vorwissen: kann durch kurze Schulung des Erhebungspersonals erreicht werden

Einsatzbereiche

  • Vorhaben der Umgestaltung von Straßenzügen, Knotenpunkten, Plätzen oder Quartieren, bei denen Wirkungen auf die Bandbreite der Routenwahl im Rad- und Fußverkehr antizipiert werden

Ergebnisse

  • Feststellung des Effekts einer Maßnahme auf das Bewegungverhalten im Fuß- und Radverkehr in einem Projektgebiet
  • Legitimation einer Maßnahme bei Wirkungserfolg und Nachjustierung einer Maßnahme bei Verfehlung der Projektziele
  • Transfer von Erfahrungen und Ergebnissen an andere Stakeholder:innen

Empfohlener Ablauf

Ex-ante Erhebung

  1. Wahl der Erhebungsmethode (manuell oder technologiegestützt) in Abhängigkeit der Größe und Einsehbarkeit des Projektgebiets entscheiden.
    • Manuelle Methode: Tracing
    • Technologien: Videoaufnahmen, Mobilfunk- oder GPS-Daten, WiFi- oder Bluetooth-Daten
  2. Bei manueller Erhebung: Festlegung des Erhebungsstandortes (bzw. der Standorte), von dem aus der/die Erheber:in(nen) das Projektgebiet optimal beobachten kann/können
  3. Bei technologiebasierter Erhebung: Festlegung des Erhebungsstandorte (bzw. der Standorte) je nach Technologie
  4. Die Erhebung sollte zu verschiedenen Tageszeiten an verschiedenen Tagen (u.a. auch Wochenend- oder Feiertage) erfolgen

Ex-post Erhebung

  1. Nach abgeschlossener Umsetzung der Maßnahme zu gleichen Bedingungen durchführen, wie bei der Ex-ante-Erhebung

Eine praktische Beschreibung
zum Tracing und Tracking findet sich in der Diplomarbeit von Marina Siebenhofer

S. 41
  • Bei kleinen und überschaubaren Projektgebieten (z.B. einem Knotenpunkt oder einem Platz) eignet sich die Methode des Tracing (Erheber:in beobachtet und kartiert von einem Standort aus) als niederschwellige und kostengünstige Erhebungsmethode
  • Präzise Unterscheidung zwischen Fußgänger:innen und Radfahrer:innen zur Qualitätssicherung und Vergleichbarkeit vornehmen
  • Beim Einsatz technologischer Hilfsmittel sollten manuelle Kontrollerhebungen durchgeführt werden.
  • Für die einheitliche Dokumentation, die Qualitätssicherung und zur Reduzierung des Aufwands der Datenaufbereitung sollten Templates für die Verwendung von Erhebungswerkzeugen (Erhebungsbogen, Tablet, kartographische Darstellungen, Zeichnungen) bereitgestellt werden

Hürden

  • Begrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen für Evaluation
  • Datenschutzrechtliche Regelungen

Lösungen

  • Fokus auf einen kleinen Teilraum im Projekt-gebiet und dadurch Wahl der manuellen Me-thode (Tracing)
  • Erhebungszeitpunkte reduzieren
  • Frühzeitige Abklärung und Deklination datenschutzrechtlicher Belange, um eine anonyme Erhebung garantieren zu können

Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei der automatisierten Detektion des Routenverhaltens können datenschutzrechtliche Regelungen relevant werden. Die rechtliche Grundlage bildet in Österreich die Datenschutzverordnung (EU-DGSVO). (In Verbindung mit dem Forschungsorganisationsgesetz (FOG), falls die Befragung im Rahmen wissenschaftlicher (Begleit-)Forschung erfolgt, d.h. von wissenschaflichen Einrichtungen durchgeführt wird).

Referenzen:

  1. BOLTES, M. (2015): Automatische Erfassung präziser Trajektorien in Personenströmen hoher Dichte. Schriften des Forschungszentrum Jülich IAS Series 27. Jülich: Forschungszentrum Jülich. 
  2. GEHL, J. & SVARRE, B. (2013): How to study public life. Washington: Island Press. 
  3. PESTALOZZI, C.; BUCHELI, D.; SAUTER, D. (2022): Empfehlungen zur Zählung des Fussverkehrs.  
  4. SIEBENHOFER, M. (2019): Erfassung der Nutzung öffentlicher Räume mit neuen Technologien. Diplomarbeit. Wien: TU Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung. 
  5. FGSV (2012): Empfehlungen für Verkehrserhebungen. EVE. Köln: FGSV Verlag.