How to: Realexperiment

Abbildung vom Pilotprojekt Supergrätzl Favoriten
©Stadt Wien, Christian Fürthner

Sie wollen neue Ideen zur Gestaltung des öffentlichen Raums an einem Platz, einer Kreuzung, in einer Straße oder -abschnitt oder doch direkt im ganzen Quartier vorübergehend erproben? Sie haben jedoch kaum Erfahrung mit temporären Umgestaltungen in Vorbereitung, Umsetzung und Evaluierung? An dieser Stelle finden sie relevante Infos zum Experimentieren mit neuen Ideen im Verkehr und im öffentlichen Raum.

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Exkurs: Was sind Realexperimente?

In einem Realexperiment wird eine zeitlich und räumlich begrenzte verkehrliche Lösung erprobt. Dies findet in einem realen Setting statt, d.h. in einer Straße werden Nutzer:innen mit neuen Gestaltungselementen und Mobilitätsangeboten konfrontiert. Realexperimente können ein Schritt in der Entwicklung und Umsetzung von Mobilitätslösungen sein. Sie bieten die Möglichkeit, Veränderungen

  • im Mobilitätsverhalten,
  • der Nutzungsaktivitäten im öffentlichen Raum,
  • sowie der Einstellungen von Nutzer:innen, Bewohner:innen oder auch Gewerbetreibenden

zu erfassen und offenzulegen, um sich so einer bestmöglichen Lösung für den lokalen Kontext anzunähern. In diesem Blogbeitrag finden Sie weitere Hintergrundinformationen.

Realexperimente in ihrer ganzen Bandbreite

Zu Beginn eine wichtige Erkenntnis aus bisherigen Erfahrungen mit Realexperimenten: “Jedes Experiment ist anders” [1] [2]. Je nach

  • räumlicher Verortung,
  • straßenräumlichem Charakter,
  • politischer Ausgangslage und Zielsetzung,
  • Anzahl und Diversität betroffener Personen und Interessensgruppen,
  • Fortschritt in der Ideenfindung,
  • zeitlichem Umfang,
  • Projektzielen und damit zusammenhängenden Evaluationsaktivitäten,
  • und Ereignissen bzw. Entwicklungen während Projektverlauf (Ergebnisoffenheit)

variieren experimentelle Vorhaben. Ein allgemeingültiges Rezept zur Durchführung gibt es somit nicht. Der vorliegende Beitrag gibt Orientierung und soll motivierend wirken, die vielseitigen positiven Aspekte des Experimentierens auszuschöpfen. Das How-to-Realexperiment basiert auf einer Zusammenstellung von Learnings aus verschiedenen experimentellen Forschungs- und Umgestaltungsprojekten im deutschsprachigen Raum sowie Erfahrungswissen aus dem Projektkonsortium der Trans|formator:in.

Vorbereitung / Planung des Realexperiments

Allgemein

Gut Ding will Weile haben. Was nicht nur für das Experiment per se zählt, sondern auch für die Vorbereitungsphase. Planen Sie ausreichend Vorlaufzeit bis zur tatsächlichen Umsetzung des Experiments ein. Diese Vorlaufzeit kann gut 6 Monate oder auch gerne bis zu 12 Monate Zeit in Anspruch nehmen.

A): Projektskizze

Fokussieren Sie auf einen konkreten Experimentierraum und definieren Sie Problemlage (z.B. ungleiche Flächenverteilung, Nutzungsdruck, Parkdruck, Lärm- und Schadstoffbelastung, wenig Begrünung, Unfallhäufung, etc.) sowie Projektziele. Dabei sollten Sie auch die Neuartigkeit bzw. Innovation des Experimentiervorhabens an Ort und Stelle darstellen.

B): Rückendeckung

Erstellen Sie einen Akteur:innenlandkarte, in der sie die unmittelbar relevanten als auch vom Vorhaben tangierten Akteur:innen darstellen. Holen Sie sich die Rückendeckung der zentralen Akteur:innen ein, in dem sie in die Entwicklung und die Durchführung eingebunden werden (Partizipation). Die Motivation und der Wille politischer Entscheidungsträger:innen als auch die Bereitschaft verschiedener Fachbereiche aus der Verwaltung zur Mitarbeit sind essenziell für die Umsetzung des Experiments. Punkten Sie mit Ihrer Projektskizze und verweisen sie auf die zahlreichen positiven Aspekte von Realexperimenten. Ein Beschluss oder eine Absichtserklärung der Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung (Bürgermeister:in; Stadträt:in, Bezirksvorstehung, Magistratsleitung, Straßenverkehrsbehörde, Verkehrsplanung, Stadtmarketing, Pressestelle, Wirtschaftsförderung, etc.) dient der kollektiven Identifizierung mit dem Vorhaben und macht dieses robust gegenüber Widerständen (Medien, Anwohner:innen, Gewerbetreibende). Dialog mit Anwohner:innen und Gewerbetreibenden hilft mit, das Realexperiment zum Erfolg zu machen. Bieten Sie verschiedene Partizipationsmöglichkeiten an, in denen sich Betroffene während der Entwicklung, aber auch während der Laufzeit des Realexperiments einbringen können.

C): Projektplan

Erstellen Sie in einer interdisziplinären und fachbereichsübergreifenden Arbeitsgruppe einen Projektplan, der folgende Punkte beinhaltet:

  • Definieren Sie Projektziele – in Verbindung mit den Überlegungen aus Ihrer Projektskizze und evtl. übergeordneten politischen Zielsetzungen, Konzepten, Strategien – sowie Argumentationsgrundlagen für die Durchführung des Experiments (z.B. Problemlage, Verweis auf Erfolge in anderen Städten). Berücksichtigen Sie hierbei jedoch auch, dass Realexperimente ergebnisoffen sein sollten.
  • Legen Sie einen geographisch abgegrenzten Experimentierraum fest (Straße oder Straßenabschnitt, Kreuzungsbereich, Platz, ganzes Quartier).
  • Legen sie die Dauer des Experiments fest. Beachten Sie dabei, dass sich Veränderungen im Mobilitätsverhalten und bei der Akzeptanz erst nach einer gewissen Gewöhnungszeit zeigen. Auf Basis von Praxiserfahrungen aus Villach (Experiment in einem Straßenabschnitt) wird dabei eine Mindestdauer von 4 Wochen empfohlen, aufbauend auf den Erfahrungen aus Hamburg-Ottensen (Experiment in mehreren Straßen im Quartierszentrum) wird gar eine Interventionsdauer von 3 bis 12 Monaten vorgeschlagen [1] [3].
  • Planen Sie ausreichend personelle Ressourcen, d.h. Projektmitarbeiter:innen aber auch Ansprechpartner:innen vor Ort (im Experimentierraum z.B. durch ein Projektbüro oder regelmäßige Infostände) ein. Überlegen Sie zudem, ob für Sie externe Planungsexpertise, z.B. durch ein Mobilitätslabor oder ein Planungsbüro, eine Unterstützung sein könnte.
  • Verteilen Sie Rollen, Zuständigkeiten und Aufgaben unter allen Beteiligten und politischen Gremien. Um dies festzuhalten, eignet sich bspw. ein Organigramm für die Durchführung des Realexperiments.
  • Planen Sie Beteiligungsaktivitäten über die gesamte Projektlaufzeit. Nutzen Sie zielgruppenspezifische Informations- und Beteiligungsformate und legen Sie dabei konkret fest, in welcher Projektphase welches Format mit welchen Akteur:innen zum Einsatz kommen soll. Diese sollten identitätsstiftend und aktivierend wirken. Viele Bedenken und viel Widerstand können mittels Beteiligung aufgefangen werden und das Design des Realexperiments entsprechend adaptiert werden.
  • Planen Sie Kommunikationsaktivitäten über die gesamte Projektlaufzeit. Legen Sie dazu zu Beginn Ansprechpersonen bzw. -stellen für die interne und externe Kommunikation fest. Betreiben Sie proaktive Öffentlichkeitsarbeit, z.B. durch:
    • Zusammenarbeit mit der lokalen Presse und Medien (z.B. Artikel in der lokalen Tageszeitung)
    • Infoplakate im öffentlichen Raum
    • Informationsflyer an Bewohner:innen und Gewerbetreibende
    • Einladungen zu Partizipationsveranstaltungen
    • Einrichten einer Projekthomepage mit FAQ und Kontaktmöglichkeiten (Telefon, Mail, Social Media)
    • Erstellen eines Projektvideos
    • Social Media: Infoposts, Ankündigungen, Entwicklungen vor Ort, „Behind the Scenes“

Wappnen Sie sich in diesem Zusammenhang auch für Widerstände und negative Reaktionen. Richten Sie z.B. einen „Kummerkasten“ vor Ort ein, treten Sie in Dialog mit Nutzer:innen oder stellen Sie eine Feedbackplattform auf der Projekthomepage zur Verfügung und zeigen Sie damit, dass sie die Belange der Menschen ernst nehmen. Erstellen Sie eine Argumentationsgrundlage für die Durchführung des Experiments, indem sie auf Erfolge anderer Experimente oder den gemeinsamen Beschluss von Verwaltung und Politik hinweisen. Nehmen Sie Sorgen und Bedenken von Anwohner:innen oder Gewerbetreibenden ernst und bieten Sie an, im Dialog gemeinsam dafür Lösungen zu finden. Streichen Sie positive Rückmeldungen zum Realexperiment hervor.

  • Planen Sie ausreichend finanzielle Ressourcen ein. Erstellen Sie dazu einen Kosten- und Finanzierungsplan, in dem Sie von Vorneherein alle möglichen Kostenpunkte mit bedenken, z.B.:
    • Personalkosten (Projektmanagement, Evaluation, Kommunikation und Beteiligung, Verkehrs- und Freiraumplanung)
    • Material und Betriebskosten für Gestaltungselemente und Veranstaltungen während des Realexperiments (Pflanzenkübel, Bäume, Sitzmöbel, Lichtanlagen, Beschilderung, Verkehrssicherung, weitere physische Installationen)
    • Logistik: Be- und Entsorgungskosten für das Material
    • Reinigungskosten nach der Intervention
    • Anpassungen bei Verkehrslichtsignalanlagen
    • Gebühren für Ausnahmegenehmigungen
  • Entwerfen Sie einen Monitoring- und Evaluationsplan, der Aktivitäten zur Bewertung der Prozesse und Wirkungen des Projekts während der gesamten Projektlaufzeit festhält und sich an den formulierten Projektzielen orientiert. Dieser dient somit der Kontrolle der Projektziele, der Überprüfung, ob evtl. Nachjustierungen erfolgen müssen und zur Kommunikation und Dokumentation der Ergebnisse, Erfolge und auch Unabwägbarkeiten des Experiments. Planen Sie dafür Ressourcen für eine Baseline-Erhebung vor dem Projektstart, für ein laufendes Monitoring während Projektlaufzeit (v.a. für evtl. Nachjustierungen) und für eine Erhebung nach Beendigung des Experiments ein.
  • Überlegen Sie sich letztlich auch, was das „Danach“ des Realexperiments sein könnte.

D): Beteiligung betroffener und mitwirkender Akteur:innen

Erstellen Sie eine erweiterte Akteur:innenlandkarte, die alle unmittelbar Betroffenen Akteur:innen (z.B. Anrainer:innen, Gastronomie, Einzelhandel, Immobilienbesitzer:innen, Schulen) sowie weitere potenziell relevante Akteur:innen (z.B. Initiativen, Vereine, Verbände, Kulturschaffende, Presse) beinhaltet. Setzen Sie bereits vor der Umsetzung des Experiments verschiedene Informations- und Beteiligungsformate für die jeweiligen Zielgruppen ein. Sorgen Sie somit bereits im Vorhinein für weniger Widerstände und breitere Akzeptanz.
Sehen Sie die Beteiligung und Partizipation nicht als Last, sondern als Entlastung! Häufige Kritikpunkte werden frühzeitig offengelegt und bereits im Vorhinein kann verschiedene Nutzer:innengruppen und Stakeholder bezüglich Projektzielen und Erwartungen in den Diskurs getreten werden. Erfahrungsgemäß zeigen sich v.a. Gewerbetreibende eher restriktiv, da die Einschätzung vorwiegt, der Kund:innenkreis wäre auf Erreichbarkeit mit dem Pkw und Parkplätze in Geschäftsnähe angewiesen. Aber auch von anderen betroffenen Akteur:innen können Belange in diese Richtung geäußert werden, sogar erst nach Start des Experiments trotz intensiver Ankündigung und Beteiligungsangeboten im Vorlauf. Versuchen sie diese „kritischen“ Akteur:innen von Beginn einzubinden und mit guten Argumentationsgrundlagen sowie intensivem Austausch „Ownership“ herzustellen. Bei Gewerbetreibenden kann dies z.B. durch die Integration von Räumen für entsprechende Nutzungszwecke in die bauliche Gestaltung des Experiments erfolgen (z.B. Gastgärten, Ladezonen).

E): Rechtliche Absicherung

Sorgen Sie dafür, dass das Realexperiment für die geplante Dauer hinsichtlich rechtlicher und Versicherungsfragen abgesichert ist. Im Gegensatz zu Deutschland, wo in der StVO eine entsprechende Experimentierklausel vorhanden ist, müssen in Österreich derzeit Verkehrsversuche so verordnet werden, als würden sie dauerhaft gelten. D.h. wenn Sie die Wirkungen einer Begegnungszone erproben wollen, muss diese gemäß StVO als solche permanent verordnet werden. Temporäre Aktionen mit bewusstseinsbildendem bzw. aktionistischem Charakter und kurzer Laufzeit können hingegen auch als Veranstaltung angemeldet werden. Holen Sie sich somit auch alle Ausnahmegenehmigungen ein, die benötigt werden. Beteiligen Sie z.B. die lokale Straßenverkehrsbehörde für die rechtliche Absicherung des Experiments. Schrecken Sie vor diesem Schritt nicht zurück. Die temporären Verkehrsexperimente in Villach, Wien und Graz zeigen, dass die derzeitige Rechtsprechung in Österreich Realexperimente erlaubt.

F): Baseline-Erhebung für die Evaluation

Erheben Sie relevante Daten, welche die Ist-Situation (zu Prozess und Wirkung) umfangreich abdecken. Überlegen Sie sich dabei, wo durch das Projekt induzierte Veränderungen erwartbar sein werden. Dieser Schritt ist unabdinglich, um prozessuale Entwicklungen nachzeichnen und bewerten zu können sowie positive Wirkungen im öffentlichen Raum offenzulegen.

G): Letzter Check vor dem Start

Versichern Sie sich, dass alle notwendigen Genehmigungen eingeholt und Zuständigkeiten der baulichen und verkehrsorganisatorischen Maßnahmenumsetzung geklärt sind, betreffend v.a.:

  • Auf- und Abbau von Stadtmobiliar, Schildern, Sperrungen
  • Versicherungsfragen
  • Zufahrtsmöglichkeiten für Einsatzfahrzeuge (Rettung, Feuerwehr, Entsorgung)
  • Zufahrtsmöglichkeiten für Lieferverkehr
  • Alternative Stellplätze für Pkw
  • Außenkommunikation

H): Ankündigung

Kommunizieren Sie die Inhalte, Ziele und die Dauer des Experiments transparent an die Öffentlichkeit und nutzen Sie dazu geeignete Medien und Kanäle (Zeitungsartikel, Plakate im öffentlichen Raum, Informationsflyer an Bewohner:innen und Gewerbetreibende, Social Media, Projektwebsite). Im Optimalfall sind Sie außerdem bereits vor Beginn der Intervention im Experimentierraum sichtbar, z.B. mit Infoplakaten, Infoständen oder einem temporären Projektbüro.

Umsetzung des Realexperiments

A): Auftakt

Veranstalten Sie ein Eröffnungsevent mit Multiplikator:innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilbevölkerung und binden Sie Presse und Medien mit ein. Somit wird der Startschuss zum Experiment öffentlichkeitswirksam kommuniziert und die Rückendeckung von verschiedenen zentralen Akteur:innen nach außen getragen.

B): Gestaltung und Atmosphäre

Schaffen Sie eine ansprechende Gestaltung im Experimentierraum. Die Erfahrung zeigt: Schilder und Bodenmarkierungen reichen nicht aus, um eine neue verkehrliche und gestalterische Situation so zu simulieren, dass sie intuitiv ist, angenommen wird und sich Verhaltensänderungen einstellen. Demnach sollte die neue Regelung auch optisch dominanter sein (problematisch sind z.B. sichtbare alte Bodenmarkierungen) und einen Mehrwert gegenüber der alten Situation darstellen. Lassen sie auch Raum für Aneignung durch Passant:innen und Bewohner:innen. Zeigen sich häufige Missachtungen der neuen Verkehrsregeln, reagieren sie darauf bspw. mit:

  • Auffälligeren Gestaltungselementen, wie z.B. Hinweistafeln, zusätzlichen Markierungen und Schildern
  • Elementen mit Barrierewirkung, wie z.B. Pflanzenkübel, Asperrbaken oder Poller
  • Stärkeren Verkehrskontrollen

In diesem Tool finden Sie eine große Auswahl an verschiedenen Gestaltungselementen für temporäre Umgestaltungen im öffentlichen Raum.

C): Atmosphäre und Präsenz

Schaffen Sie eine positive Atmosphäre im Experimentierraum. Reichern Sie länger dauernde Verkehrsversuche mit Veranstaltungen an, die verschiedene Zielgruppen ansprechen (Familie mit Kindern, Senior:innen, Marktbeschicker:innen, etc.). Somit unterstreichen Sie auch den Mehrwert der neuen Gestaltung, in dem Sie offenlegen, was alles möglich wäre. Setzen Sie Incentives als Dankeschön und Zeichen der Wertschätzung für die Teilnahme ein, wie bspw. Mini-Geschenke (Sackerl, Stifte, etc.) oder kostenfreie Getränke.
Zeigen Sie während der gesamten Laufzeit Präsenz im Experimentierraum, indem sie Kontaktmöglichkeiten offen kommunizieren (z.B. über ein Infoplakat) oder gar Projektmitarbeiter:innen vor Ort ansprechbar sind (z.B. durch regelmäßige Infostände oder in einem temporären Projektbüro).

D): Geduld

Bringen Sie Geduld mit. In den ersten Tagen und Wochen können sich noch Verstöße gegen die neue Verkehrsregelung häufen. Gewöhnungseffekte wie auch Akzeptanz werden sich erst nach einer gewissen Dauer während es Experiments einstellen. Vermeiden Sie deshalb zu kurze Laufzeiten. Ein Abbruch des Experiments sollte nur im Notfall in Erwägung gezogen werden.

E): Laufendes Monitoring und evtl. Nachjustierung

Betreiben Sie während des Experiments ein laufendes Monitoring, um den Prozess und die Wirkungen des Experiments im Zeitverlauf nachzeichnen zu können. Somit schaffen Sie auch die Möglichkeiten bei einer Häufung von Regelverstößen oder Widerständen das Experiment nachjustieren zu können. Dokumentieren Sie dabei die Rückmeldungen lückenlos. Zeigen Sie bei Widerständen konstruktive und professionelle Haltung, indem Sie sich mit Argumentationsgrundlagen darauf vorbereiten.
Bauen Sie noch kurz vor Beendigung des Experiments eine Erhebungsschleife ein, um die Projektwirkungen in der Evaluation bewerten zu können (v.a. wichtig, falls unmittelbar nach dem Experiment erstmal keine Verstetigung geplant ist). Somit können die Effekte durch die Umsetzung der experimentellen Umgestaltung offengelegt werden.

F): Abschluss

Organisieren Sie eine öffentliche Abschlussveranstaltung, in der sie die positiven und negativen Wirkungen darstellen und diese im Rahmen einer Diskussionsrunde reflektieren, um ein Stimmungsbild einzuholen. Kündigen Sie zudem transparent an, welche Schritte im Anschluss erfolgen werden und welche Implikationen dies für die zukünftige Situation vor Ort mit sich bringen wird.

Nach dem Realexperiment

A): Evaluation und Dissemination

Vollziehen Sie die abschließenden Schritte der Evaluation, indem Sie, wenn nötig, nach Beendigung des Experiments noch Erhebungen zu Prozessen und Wirkungen durchführen. Haben Sie die Erhebungsaktivitäten komplett abgeschlossen, bewerten Sie anhand der dokumentierten Prozesse und Wirkungen das Experiment. Stellen Sie die Ergebnisse der Evaluation transparent dar (z.B. in einem ausführlichem und einem kurzen Projektbericht) und kommunizieren Sie die zentralen Erkenntnisse nach außen (Projekthomepage, Zeitungsartikel, etc.). Bereiten Sie dafür z.B. Handlungsempfehlungen in Form eines How-To’s oder eines Praxisleitfadens auf.

B): Fortsetzung

Haben Sie vorwiegend positive Wirkungen und Rückmeldungen festgestellt, können Sie die Maßnahme in einer dauerhaften Umgestaltung verstetigen. Nutzen Sie zudem die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen und initiieren Sie das nächste Experiment an einem anderen Ort.
Haben Sie vorwiegend negative Wirkungen und Rückmeldungen festgestellt, bedeutet dies nicht, dass ihr Projekt gescheitert ist. Lernen Sie aus den gewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen und wiederholen Sie das Experiment gegebenenfalls.

Quellen:

Die genannten Inhalte wurden überwiegend auf Basis verschiedener Leitfäden, Empfehlungspapiere, Handbücher und Forschungsberichte zusammengetragen, weswegen nur bestimmte Stellen im Text mit Quellenverweis direkt belegt sind. Folgende Quellen dienten dabei als Informationsbasis für die allgemeinen Ausführungen:

  1. Region Hannover; Mobilnetzwerk Hannover (2020): Aktionsleitfaden Stadtexperiment. Reallabor für die Mobilität der Zukunft. URL: https://www.hannover.de/Media/01-DATA-Neu/Downloads/Region-Hannover/Beiträge-der-regionalen-Entwicklung/Aktionsleitfaden-Stadtexperiment-Reallabor-für-die-Mobilität-der-Zukunft.
  2. Wagner, A.; Naefe, K.; Molenda, I.; Reißner, M.; Brückner, S.; Weltring, W. (2022): Stadtexperimente. Von der Idee bis zur Umsetzung. Köln: Zukunftsnetz Mobilität NRW. URL: https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/media/2022/5/16/db49cf12f84e697f50c9232a1cbb25d1/znm-leitfaden-stadtexperimente.pdf.
  3. Degros, A.; Bauer, S.; Monsberger, M.; Schwaighofer, M.-T.; Orhan, M.; Berger, M.; Dörrzapf, L.; Achatz, P.; Zeitelhofer, C.; Bierkle, L.; Stadler-Vida, M.; Rappauer, A.; Fallast, K.; Bendiks, S.; Mosser, G. (2022): tacticalmobilism. Interventionen für eine nachhaltige Mobilitätskultur. ToolBox Manual.
  4. Zukunftsnetz Mobilität NRW (2023): Versuch macht klug – So können Stadtexperimente ein Erfolg werden. URL: https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/aktuelles/news/stadtexperimente-versuch-macht-klug
  5. Alcantara, S.; Lindner, D.; Löwe, C.; Kuhn, R.; Puttrowait, E. (2017): Die Kultur des Experimentierens. In Reallaboren Nachhaltigkeit gemeinsam schaffen. Stuttgart: Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur. URL: http://www.r-n-m.net/wp-content/uploads/2017/12/die_kultur_des_experimentierens_2017_rnm.pdf.

Auf folgende Quellen wurde direkt verwiesen:

  1. [1] Region Hannover; Mobilnetzwerk Hannover (2020): Aktionsleitfaden Stadtexperiment. Reallabor für die Mobilität der Zukunft. URL: https://www.hannover.de/Media/01-DATA-Neu/Downloads/Region-Hannover/Beiträge-der-regionalen-Entwicklung/Aktionsleitfaden-Stadtexperiment-Reallabor-für-die-Mobilität-der-Zukunft.
  2. [2] Wagner, A.; Naefe, K.; Molenda, I.; Reißner, M.; Brückner, S.; Weltring, W. (2022): Stadtexperimente. Von der Idee bis zur Umsetzung. Köln: Zukunftsnetz Mobilität NRW. URL: https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/media/2022/5/16/db49cf12f84e697f50c9232a1cbb25d1/znm-leitfaden-stadtexperimente.pdf.
  3. [3] Degros, A.; Bauer, S.; Monsberger, M.; Schwaighofer, M.-T.; Orhan, M.; Berger, M.; Dörrzapf, L.; Achatz, P.; Zeitelhofer, C.; Bierkle, L.; Stadler-Vida, M.; Rappauer, A.; Fallast, K.; Bendiks, S.; Mosser, G. (2022): tacticalmobilism. Interventionen für eine nachhaltige Mobilitätskultur. ToolBox Manual.