Neun Schlüsselfaktoren erfolgreicher Transformationsprojekte im Mobilitätsbereich

Die folgenden Elemente bzw. Schlüsselfaktoren sowie eine diesbezüglich integrierte Herangehensweise sind essenziell für den Erfolg von Transformationsprojekten im Mobilitätsbereich. Sie bieten eine solide Grundlage für die Gestaltung und Umsetzung von Projekten in verschiedenen Kontexten. Grundlage hierfür ist die Arbeit im Projekt ACCTRA sowie die jahrelange Erfahrung der Autor:innen in Wissenschaft und Praxis.

1 Lokale Person als treibende Kraft im Projekt

Eine gut vernetzte lokale Person, die eng mit den Projektverantwortlichen bzw. den Entscheidungsträger:innen und der Verwaltung in allen relevanten Ebenen und Fachbereichen vor Ort zusammenarbeitet, treibt das Projekt voran, sichert laufenden Fortschritt, dient als Vermittler:in und trägt zu politischem Commitment bei.

Die Einbindung einer gut vernetzten lokalen Person als Bindeglied zwischen den Projektverantwortlichen und den Nutzer:innen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Transformationsprojekte. Diese Person hilft, Vertrauen aufzubauen, die Kommunikation zu verbessern, Engagement zu fördern und (oft durch das Projektteam unterstützt) Konflikte zu managen. Durch ihre lokale Expertise und ihre Netzwerke trägt sie dazu bei, dass die Projekte nachhaltig und erfolgreich umgesetzt werden können. Idealer Weise existiert in dieser Person eine persönliche Identifikation mit dem Projekt, eine hohe Begeisterung für das Projekt, geprägt von Mut und Begeisterung.

2 Überzeugende Bilder, Fotos bzw. Renderings

Hochwertige Bilder und Renderings mit klarem lokalen Bezug sind bei Transformationsprojekten im Mobilitätsbereich von zentraler Bedeutung, da sie komplexe Konzepte und Lösungen visuell greifbar machen und eine gemeinsame Sprache bzw. Motivation für alle Beteiligten schaffen.

Es muss von Anfang an ausreichend Budget eingeplant werden, um gute Bilder und hochwertige Renderings, essentiell für den Projekterfolg von Transformationsprojekten im Mobilitätsbereich, professionell zu erstellen bzw. erstellen zu lassen. Diese können komplexe Konzepte bzw. Zusammenhänge visuell greifbar und verständlich machen und müssen die Gegebenheiten vor Ort abbilden – Hochglanzbilder aus anderen Projekten, Gemeinden, Städten oder Ländern sind hierzu nur sehr eingeschränkt geeignet. Projekte nachhaltiger Mobilität betreffen oft viele verschiedene Stakeholder:innen – von der breiten Öffentlichkeit bis hin zu Entscheidungsträger:innen und Investor:innen. Durch präzise Visualisierungen lassen sich abstrakte Ideen, wie etwa neue Verkehrslösungen oder nachhaltige Stadtplanung, anschaulich vermitteln. Sie schaffen eine gemeinsame visuelle Sprache, die Missverständnisse reduziert, und ermöglichen es, Akzeptanz und Begeisterung für Veränderungen zu wecken. Zudem wirken ansprechende Renderings emotional und inspirierend, was besonders wichtig ist, um das Vertrauen in neue Lösungen zu stärken, Lust auf die Zukunft zu machen und damit den Wandel aktiv zu gestalten. Eine enorme Bedeutung haben diese auch für die Pressearbeit.

3 Narrativentwicklung

Eine erfolgreiche Umsetzung von Transformationsprojekten im Straßenraum erfordert mehr als nur technische und organisatorische Expertise und Planung. Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Erfolgsfaktor ist eine ausreichende Investition in die Entwicklung von Narrativen und deren professionelle Kommunikation.

Die Bereitstellung ausreichender Mittel für die Narrativentwicklung und deren Kommunikation sollte von Beginn an in die Projektplanung einkalkuliert werden. Ein durchdachtes und finanziell ausreichend ausgestattetes Kommunikationskonzept ist ein Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg – immer aufbauend auf einer soliden Datenlage, auf evidenzbasierten Daten und Ergebnissen. Professionelle Kommunikation ermöglicht es, klare und ansprechende Botschaften zu entwickeln, die das Verständnis und die Akzeptanz unter den Nutzer:innen erhöhen. Dies fördert eine breite Unterstützung und sorgt für einen reibungsloseren Projektverlauf. Basis hierfür ist eine Narrativentwicklung, professionell aufgesetzt und begleitet – nur so entsteht die essentielle „Geschichte“ rund um Ausgangslagen, Problemstellungen und Lösungen. Narrative sollten einen starken, lokalen Bezug haben – hierbei sollten Perspektiven für eine lokale Zukunft im Fokus stehen, ein konkreter, lokaler Nutzen für eine möglichst große Gruppe der Betroffenen. Generell abstrakte Narrative wie „Das Klima retten“ oder „x Tonnen CO2 einsparen“ haben (derzeit leider) deutlich weniger Chance auf eine breite Akzeptanz.

4 Externe und neutrale Moderation | Mediation

Durch eine externe, neutrale und allparteiliche Moderation bzw. im Konfliktfall eine Mediation, werden die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt und die Akzeptanz der Projektziele erhöht.

Die Einbindung einer externen, neutralen Moderation | Mediation stellt sicher, dass alle Perspektiven fair gehört und berücksichtigt werden. Dieser unparteiische neutrale Zugang über eine dritte Person hilft, Interessenkonflikte zu minimieren und schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der offene und ehrliche Gespräche möglich sind. Diese Herangehensweise fördert eine ausgewogene Diskussion, bei der alle Parteien gleichbehandelt werden und die Entscheidungsfindung transparent und gerecht verlaufen kann. Diese Person sollte wenn möglich nicht aus dem Team der (externen) Planung kommen, da die Planung oft ein Angriffspunkt für z.B. Bürger:inneninitiativen ist – hier kann eine neutrale Moderationsrolle nicht sichergestellt werden. Ideal ist eine Person, die keiner der im Projekt involvierten Gruppen angehört. Der Aufwand dieser Moderation bzw. Mediation kann im Laufe eines Projekts nennenswert werden – daher sollten hierfür von Beginn an ausreichend Ressourcen vorgesehen werden.

5 Stakeholder:innenanalyse – lokale Kompetenz

Eine umfassende Stakeholder:innenanalyse kombiniert mit lokaler informeller Kompetenz bildet eine solide Grundlage für erfolgreiche Transformationen im Öffentlichen Raum.

Eine umfassende Stakeholder:innenanalyse hilft, die Interessen, Erwartungen, Perspektiven und möglichen Konfliktpunkte der beteiligten Gruppen zu identifizieren und zu berücksichtigen. Lokale Stakeholder:innen verfügen über wertvolles Wissen über die spezifischen Bedürfnisse, Gewohnheiten, Probleme, Möglichkeiten und auch Lösungen in der jeweiligen Umgebung. Dieses informelle Wissen kann oft Aspekte abdecken und Wissen generieren, das in formellen, technischen Analysen übersehen werden kann. Lokale Nutzer:innen haben oft eigene kulturelle und soziale Dynamiken, die bei der Planung von Transformationen berücksichtigt werden müssen. Dies kann helfen, Projekte so zu gestalten, dass sie besser in die bestehende soziale Struktur passen. Lokale Stakeholder:innen und Gemeinschaftsorganisationen können eine wichtige Rolle bei der Vermittlung und Akzeptanz von Veränderungen spielen. Die Nutzung dieser Netzwerke kann helfen, Widerstände zu minimieren und Unterstützung zu gewinnen.

6 Maßgeschneiderte Ansprache und Einbindung

Die spezifische Einbindung der einzelnen Personen in Transformationsprojekte erfordert eine präzise Anpassung an ihre individuellen Bedürfnisse und Erwartungen. Es gilt systematisch herauszuarbeiten, wer was braucht – dies bildet die Grundlage für eine effektive und zielgerichtete Kommunikation. Hierbei sind Faktoren wie Inhalt, Form und Sprache von zentraler Bedeutung.

Um alle Beteiligten erfolgreich einzubinden, müssen ihre unterschiedlichen Anforderungen, Präferenzen und Kompetenzen berücksichtigt werden. Dies umfasst maßgeschneiderte Inhalte, passende Kommunikationsformen und eine geeignete Sprache. Eine gezielte Ansprache sorgt dafür, dass sich jede Person ernst genommen fühlt und die Kommunikation nahtlos an ihre spezifischen Bedürfnisse anschließt. Durch diese individuelle Anpassung wird nicht nur das Engagement gefördert, sondern auch das Vertrauen in das Projekt gestärkt. Maßgeschneiderte Ansprache bedeutet auch Mehrsprachigkeit im Rahmen der Einbindung – hierzu ist zu erheben, welche Volksgruppen und damit Sprachen in welchen Anteilen jeweils relevant sind und berücksichtigt werden müssen. Die Übersetzungen müssen von sehr hoher Qualität sein – nur dies erzeugt ein Gefühl von Wertschätzung aller Gruppen.

7 Professionelle und einheitliche Pressearbeit

Für eine effektive Pressearbeit ist es entscheidend, dass die Kommunikation klar, konsistent und visuell ansprechend gestaltet wird. Eine prägnante und einheitliche Pressearbeit, die sich auf ein zentrales Narrativ und gute Bilder bzw. Renderings stützt, stärkt die Botschaft und sorgt für eine einheitliche Wahrnehmung des Projekts.

Eine erfolgreiche Pressearbeit sollte sich auf ein einheitliches Narrativ konzentrieren, das die Kernbotschaft klar und überzeugend vermittelt. Dazu gehört ein konsistentes Corporate Design, das mit Liebe zum Detail und Sorgfalt gestaltet ist, um Professionalität und Vertrauen zu fördern. Ergänzt wird dies durch ein starkes visuelles Element, wie ein prägnantes Bild oder eine Visualisierung, die das Narrativ visuell unterstützt und verstärkt. Diese gut aufzubereitenden Elemente sorgen zusammen dafür, dass die Pressearbeit prägnant, ansprechend und leicht verständlich ist, was zu einer effektiven und positiven Berichterstattung führt. Wichtig sind auch vertrauensvolle Pressepartnerschaften, in deren Zusammenarbeit professionelle Außenkommunikation ohne bewusste Querschläge oder Falschmeldungen erfolgen kann.

8 Ansprechende Feldarbeit für ansprechende Ergebnisse

Es ist essentiell, den Nutzer:innen von öffentlichen Räumen über temporäre Lösungen einen guten Eindruck zu vermitteln, wie eine permanente Lösung aussehen könnte. Hierbei ist auf eine qualitativ und vor allem optisch bestmögliche Umsetzung im Rahmen der temporären Feldarbeit zu achten.

Um die Feldarbeit ästhetisch bzw. optisch ansprechend zu gestalten, ist es wichtig, den erforderlichen Aufwand angemessen einzuplanen und zu budgetieren. Dies umfasst sowohl die visuelle Gestaltung der gezeigten Lösungen als auch die Auswahl geeigneter Materialien und Methoden, die eine hohe Qualität und Attraktivität gewährleisten. Sorgfältig geplante und umgesetzte Lösungen verbessern nicht nur das Erscheinungsbild des Projekts, sondern fördern auch eine positive Wahrnehmung und Akzeptanz unter den Nutzer:innen. Es muss in jeder Phase der Feldarbeit ein großes Bemühen um gute Lösungen spür- und erlebbar sein – nur dann fühlen sich die Bevölkerung bzw. weitere Stakeholder:innen ernst genommen bzw. bekommt das Projekt einen angemessenen Stellenwert – essentiell für den Projekterfolg ist. Gerade im Rahmen der Umsetzung von temporären Lösungen ist immer mit Planänderungen aufgrund unvorhergesehener, externer Umstände zu rechnen – die Planung beinhaltet somit die Notwendigkeit zur Flexibilität und Anpassungsfähig.

9 Offene und ehrliche Partizipation vor Ort

Eine offene und ehrliche Partizipation vor Ort ist der Schlüssel zu erfolgreicher Projektintegration. Sie schafft Vertrauen, fördert die Zusammenarbeit und gewährleistet, dass die Bedürfnisse und Bedenken der Gemeinschaft angemessen berücksichtigt werden.

Offene und ehrliche Partizipation bedeutet, dass alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Ansichten und Vorschläge frei zu äußern und dass diese ernst genommen werden. Durch transparente Kommunikation und aktive Einbindung vor Ort können Missverständnisse vermieden und Widerstände reduziert werden. Die Beteiligung der Nutzer:innen in einem ehrlichen und offenen Dialog fördert nicht nur die Akzeptanz, sondern stärkt auch die Identifikation mit dem Projekt. Diese authentische Partizipation bildet die Grundlage für eine erfolgreiche und integrative Umsetzung, die den Bedürfnissen und Erwartungen aller Stakeholder gerecht wird. Essentiell ist von Anfang an die Klarheit, was Gegenstand der Partizipation ist – wichtige Fragen hierzu sind u.A.: Was steht schon fest? Wo gibt es noch einen Spielraum? Wer wird wann und in welcher Form integriert? Wer trifft wann auf welcher Basis Entscheidungen?

Links:

  1. Projekt ACCTRA (Call: Innovations for Managing Sustainable Urban Accessibility)